Endlich wieder Steinhorster Abendmahl
Gemeinsam essen in einer Kirche, an langen Tischen, in netter Gesellschaft – das ist der Grundgedanke des Steinhorster Abendmahles. „Die Idee hatte ich schon im Studium: Sich zum Abendessen treffen wie bei Paulus, etwa 40 bis 50 Jahre nach Christus, in den ersten christlichen Gemeinden.“ Karsten Heitkamp erzählt, dass die Christ:innen damals mit dem ersten Teil des Abendmahles begonnen hätten, dann gegessen wurde – „man muss ja auch satt werden“ – und zum Abschluss den zweiten Teil des Abendmahles gefeiert hätten. „Das kann man ja heute auch noch machen, dachte ich mir.“
2016 setze Heitkamp das mit seiner Gemeinde um, damals noch im Gemeindehaus. „Die Kirche dafür zu nutzen, haben wir uns noch nicht getraut.“ Bereits im Reformationsjahr 2017 fand das Steinhorster Abendmahl dann doch in der St. Georg-Kirche statt, die nicht fest montierten Kirchenbänken machten es möglich. Mit zehn Helfenden wird vormittags die Kirche umgeräumt, die beiden langen Tafeln aufgestellt, eindeckt und geschmückt. Sitzen dürfen die Besuchenden auf den Kirchenbänken. „Wir haben in den ersten Jahren alle Bänke, die wir nicht brauchten, in den neben der Kirche stehenden Glockenturm geschleppt. Das machen wir nicht mehr“, erzählt Petra Hahn, KV-Vorsitzende in Steinhorst.
Griechischer Wein
Brot und Wasser werden auch eingedeckt, alles, was sonst gesessen und getrunken werden soll, bringen die Besucher:innen mit. So entsteht ein sehr abwechlungsreiches und reichhaltiges Abendbuffett. „Es ist wie bei der Speisung der Viertausend: Am Ende ist immer noch was übrig“, schmunzelt Heidkamp. Trotz angeregter Tischgespräche ist die Atmosphäre eher ruhig, ein freundlich-wohltuender Frieden füllt die Kirche. Ungezwungen geht es zu, auch ein paar Konfirmand:innen sind unter den Gästen.
Musik und eine Kurzpredigt bilden neben dem geteilten Abendmahl den Rahmen. ‚Komm, schenk‘ Dir ein, und wenn ich dann traurig werde, liegt es daran, dass ich träume von daheim. (…) Denn ich fühl‘ die Sehnsucht wieder; in dieser Stadt werd‘ ich immer nur ein Fremder sein und allein‘ singen während der Predigt nicht nur die sechs Musiker:innen. Es singen alle. ‚Griechischer Wein und die altvertrauten Lieder. Schenk‘ noch mal ein!‘ Verbundenheit breitet sich zart und etwas wehmütig im Kirchenraum aus.
Heimatlosigkeit anno 2022
„Als Student habe ich zu dem Lied von Udo Jürgens getanzt. Dabei hat es ein ernstes Thema: Heimatlosigkeit und Heimweh“, so Karsten Heitkamp. „Heimat ist eigentlich: Menschen, die da sind.“ Fehlten diese Menschen, fehle auch alles andere. Beziehungen seien es, die einem Menschen Halt gäben.
Heimatlosigkeit beträfe keinesfalls nur Menschen wie die, die damals aus Griechenland ins Ruhrgebiet kamen, der Arbeit wegen. Heimatlosigkeit sei anno 2022 ein großes Thema. „Manche sind abgehauen aus unguten Verhältnissen – in der Familie, im Dorf, in der Nachbarschaft. Vertrieben auch durch Krieg oder Machtverhältnisse.“
Ungezwungen unter Menschen sein, gemeinsam essen, miteinander ins Gespräch kommen, dabei Musik und eine Andacht genießen – das Steinhorster Abendmahl ist eine wunderbare Gelegenheit dazu. Schade, dass die Kirchengemeinde in diesem Jahr nach immerhin zwei Jahren Zwangspause eine Erfahrung machen musste, die auch viele andere machen: Es kommen noch nicht alle wieder.
„In den Jahren vor Corona war die Kirche bis unter die Empore gefüllt“, bedauern Petra Hahn und Karsten Heidkamp. Das wird im kommenden Jahr vielleicht wieder so sein. Am 30. Oktober 2023 sollten Sie nach Steinhorst fahren!
Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis / F. Josuweit