Kirchenkreissozialarbeit unterstützt genitalverstümmelte Frauen
Gleiche Rechte für Frauen sind auch im 21. Jahrhundert noch nicht weltweit selbstverständlich, seelische oder körperliche Unversehrtheit ebenso wenig. Beratung in Sachen weibliche Genitalverstümmelung sind häufig Thema in der Schwangerenberatung der Kirchenkreissozialarbeiterin Alexandra Fastnacht. „Es geht um die Fragen: Wie können beschnittene Frauen entbinden? Muss das Kind mit Kaiserschnitt zur Welt kommen, weil eine Spontangeburt nicht möglich, für Mutter und Kind lebensbedrohlich wäre?“ Nicht selten ist die körperliche Verstümmelung für die Frauen einer der Gründe, weshalb sie aus ihrer Heimat geflohen sind.
Je nach Herkunftsland wird eine Beschneidung mehrfach durchgeführt, bereits kleine Mädchen können diesem Ritual ausgesetzt sein. „Das erste Mal so um den vierten Geburtstag herum und zum zweiten Mal mit Beginn der Menarche.“ Und dann werden die jungen Mädchen auch vernäht, damit sie nicht ungewollt schwanger werden. Regelblutungen können nicht abfließen, oft entwickeln sich schwere Entzündungen, jahrelange Schmerzen inklusive. Was nicht bedeutet, dass diesen Frauen in Deutschland automatisch geholfen wird. „Eine Rekonstruktion nach Genitalverstümmelung gehört nicht zur medizinischen Notversorgung, selbst dann nicht, wenn massive gesundheitliche Beschwerden bestehen.“ Das ist eine Erfahrung, die auch Kirchenkreissozialarbeiterin Alexandra Fastnacht immer wieder macht.
Der Leidensweg ist oft lang
„Eine junge Klientin aus Somalia konnte nicht sitzen, sie saß immer nur auf einer Pobacke. Immer wieder hat sie angesprochen, dass sie massive Schmerzen hat, sich seit langem krank und friebrig fühlt.“ Immer wieder habe man dieser Frau gesagt, man könne ihr nicht helfen. Zuletzt schickte man sie zu einem Arzt, der lediglich Menstruationsbeschwerden bescheinigte. Der Leidensweg war lang, Alexandra Fastnacht schickt sie endlich zu einer Frauenärztin. Diagnose: langjährige geschlossene Gebärmutterentzündung. Auch das Wasserlassen war aufgrund der Vernähungen so gut wie unmöglich. „Die Ärztin war bestürzt, noch nie hatte sie eine derart misshandelte, verstümmelte und eng zugenähte Frau gesehen.“ Scham und Angst führen oft dazu, dass die Frauen nicht für sich eintreten können.