Was antwortest Du Deinem Enkel?

Nachricht 22. Oktober 2025

Drei Fragen an Helmut Kramer

Helmut Kramer ist seit 1993 Pastor in Ehra und Tülau, 27 Jahre davon war er Beauftragter des Kirchenkreises für Brot für die Welt. Warum er sich für die evangelische Hilfsorganisation engagiert, erzählt er zur Übergabe dieses Amtes an Pastor Patrick Haase.

Herr Kramer, wir beobachten in den vergangenen fünf Jahren erfreulicherweise, dass sich das Spendenaufkommen für Brot für die Welt leicht erhöht. Was hat sich verändert?

HELMUT KRAMER   In den Gemeinden und vor Ort haben wir weniger Engagement, es gibt kaum noch Aktionsgruppen und keine Eine-Welt-Läden mehr, wie es das in Jembke zum Beispiel gab. Ich nehme aber wahr, dass die Spendebereitschaft seit ein paar Jahren zugenommen hat, insbesondere Einzelspenden, die direkt an Brot für die Welt gehen.

Fast eine Milliarde Menschen leben weltweit am Hungerlimit. Allein das, was in Europa und Nordamerika weggeschmissen wird, bevor es überhaupt in den Handel kommt, könnte unterernährte Menschen weltweit dreimal ernähren. Also Kartoffeln, die zu klein sind oder Gurken, die zu krumm sind. Und wir kriegen es nicht hin. 

"Die Sensibilisierung für diese Probleme, die ist uns abhandengekommen. Weil wir nur noch auf Konsum und Verbrauch aus sind."  
Pastor Helmut Kramer

Ich glaube, daran hat auch niemand Interesse. Die Politik hat kein Interesse und wir als Gesellschaft sind ignorant vielen Problemen gegenüber. Allein was den Verbrauch von Energieressourcen angeht: Deutschland bräuchte drei Erden. Die Vereinigten Staaten fünf. Und in Katar braucht man zehn Erden. Mindestens seit 1970 verbrauchen wir mehr, als die Erde an Ressourcen wieder herstellen kann. 

Mein Enkel, wenn ich das noch erlebe, wird mich fragen: Was habt ihr für einen Scheiß gemacht?!

Warum reagieren wir nicht?

HELMUT KRAMER   Die Sensibilisierung für diese Probleme, die ist uns abhandengekommen. Weil wir nur noch auf Konsum und Verbrauch aus sind. Wir haben keinen Blick mehr für Ressourcen. Das geht im Grunde seit der Kolonialzeit so, dass man immer guckt, wo kriege ich meine Rohstoffe her? Die Länder, die industriell am besten entwickelt, haben nicht nur den größten ökologischen Fußabdruck, sie haben auch das höchste Maß an Ignoranz, was die globale Situation auf der Erde betrifft.

Brot für die Welt ist eine Art globales Sozialraumprojekt, gibt den Ärmsten der Welt Hilfe zur Selbsthilfe. Weshalb haben Sie sich fast drei Jahrzehnte engagiert?

HELMUT KRAMER   Ich bin in einem ehemaligen Ostblock-Land aufgewachsen. Da haben wir nicht zwar nicht diese extreme Armut erlebt, aber es gab soziale Konflikte. Ich meine, die größte Katastrophe ist das Vergessen. Ich weiß nicht, ob wir bereit sind, umzudenken. Es wird nicht mehr lange so gehen können: Immer höher, immer weiter.

Ich habe immer gedacht, Corona bringt uns zur Besinnung. Aber nach Corona habe ich eher das Gefühl, es gibt Menschen, die alles aufholen wollen, was sie versäumt zu haben meinen. Die Kreuzfahrtschiffe werden immer größer, das Urlaubsgebaren immer anspruchsvoller. Die junge Generation wächst mit dem Bewusstsein auf, es hat so zu sein. Natürlich wünscht man sich Fortschritt und Wohlstand, aber es kann eben auch anders kommen. 

... Menschen - Themen - Orte

Hunger weltweit nimmt zu

Fast jedem dritten Menschen auf der Welt fehlt einer aktuellen Studie zufolge das Geld für genügend Lebensmittel. Diese sogenannte Ernährungsarmut nimmt trotz wachsender Weltwirtschaft stetig zu, wie aus der Studie Armutslücke Welternährung der Universität Göttingen im Auftrag des katholischen Hilfswerks Misereor mit Sitz in Aachen hervorgeht.

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Pastor Helmut Kramer
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38468 Ehra-Lessien
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„Danke für Ihre Spende!“, sagt Pastor Patrick Haase aus Knesebeck, neuer Brot-für-die-Welt-Beauftragter des Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen (Foto: Rita Temme)

Danke für Ihre Unterstützung

Weltweit, nicht nur in Deutschland, werden zurzeit die Gelder für Entwicklungs- und humanitäre Hilfe gekürzt. Die Spendenbereitschaft für die evangelische Hilfsorganisation Brot für die Welt (BfdW) hingegen ist gestiegen, zumindest im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen. 122.321,33 Euro wurden im Jahr 2024 gespendet.

„Jede Spende rettet Menschenleben. Brot für die Welt hilft global, Ernährung zu sichern, Wasserknappheit zu bekämpfen und Frieden zu fördern“, sagt Pastor Patrick Haase, der seit Sommer diesen Jahres im Kirchenkreis Beauftragter für Brot für die Welt ist.

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