Frieden schaffen durch Begegnung

Nachricht 05. Juni 2023

Besuch aus Äthiopien und Russland  

International geht in diesen Tagen bei uns im Kirchenkreis zu, denn Gäste aus unseren Partnerkirchen aus Südäthiopien und Togliatti besuchen uns zurzeit. „Das ist eine Premiere“, freut sich Superintendent Christian Berndt, dass beide Besucherdelegationen zeitgleich in Deutschland sein können. „Wir haben mindestens drei Dinge gemeinsam: Wir sind ‚people of God‘, wir möchten voneinander lernen und wir tun viel für das, was uns gemeinsam wichtig ist.“

Seit 2016 besteht unsere Partnerschaft mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Togliatti. Knapp 70 Gemeindemitglieder zählt Pastorin Tatjana Zhivoderova, sie hat in ihrer 20 Jahre alten Gemeinde eine religionsübergreifende, sozialdiakonische Arbeit aufgebaut für junge Menschen mit geistigen, körperlichen oder auch seelischen Einschränkungen. „Unser Engagement wird geschätzt, auch die Stadtverwaltung unterstützt uns bei unserem Projekt“, erzählt die 54-jährige Theologin, eine von fünf Pastorinnen der evangelisch-lutherischen Kirche in Russland. „Diese Arbeit begleiten wir mit Bewunderung“, sagt Horst-Ulrich Braun, Pastor im Ruhestand. Im Unruhestand müsste es eigentlich heißen, denn der mittlerweile 81-Jährige engagiert sich geradezu unermüdlich für diese Partnerschaft mit der evangelischen Gemeinde in Togliatti und schaffte es, auch in der derzeit sehr schwierigen Situation, Kontakt zu halten und Wege der Unterstützung zu finden. „Diese Brücke des Friedens sollten wir unbedingt halten und stärken, auch wenn sie aktuell bedroht ist!“ Ohne die >>> Friedensbewegung in Deutschland und ohne Gorbatschows Perestroika gäbe es sie nicht, weiß Horst-Ulrich Braun.

"Die Wahrheit kenne ich nicht"

Die aktuelle Situation macht auch unseren Gästen aus Russland Angst. „Jetzt wissen wir nicht, was kommt. Es tut uns unendlich leid“, sagt die 31-jährige Kunst- und Theaterpädagogin Larisa Zhivoderova, die in Ulm studiert hat.  Sie wolle keinen Krieg, jeden Tag gelte es, Kompromisse zu finden. „Ich höre jeden Tag zwei Meinungen, die Wahrheit kenne ich nicht.“ Mutter und Tochter Zhivoderova sind dankbar nicht nur für die finanzielle Unterstützung durch die evangelische Kirche in Deutschland. „Dieser Besuch gibt uns viel Kraft. Wir werden nicht allein gelassen, werden nicht vergessen, das hilft uns sehr. Wir wollen leben!“, sagt die Pastorin Tatjana – auch mit Sorge um die Menschen, für die sie verantwortlich ist. Die evangelische Kirche ist in Russland eine Minderheitenkirche, das sei nicht immer einfach. „Wir haben keine historischen Gebäude und dazu noch eine Frau als Pastorin.“

Äthiopien: Evangelische Kirche wächst

Konflikte ethnischer Art und bis vor ein paar Monaten auch ein Bürgerkrieg prägen zurzeit Äthiopien. Die Mekane Jesus-Kirche sei, so Pastor Bezuneh Sumudo, Präsident von 380.000 äthiopischen Christ:innen, die trotz wachsender Gemeinden auf Unterstützung angewiesen sind. „Christentum muss wie Salz sein, es gibt denen, die keinen Geschmack haben, Würze. Es macht uns durstig, es heilt, es reinigt“, erinnert Bezuneh Sumudo an den biblischen Text im Matthäusevangelium. „Wir sind Gottes Währung und es gibt keinen Ort, an dem das Salz der Erde nicht benötigt wird.“ Evangelisation und Bibelschulen wolle er weiter stärken, die Zukunft seiner Kirche – zwar erst 54 Jahre alt aber dennoch eine der weltweit am stärksten wachsenden evangelischen Kirchen – seien die Frauen und junge Menschen. Frauenordination gibt es in der Mekane Jesus-Kirche seit über 20 Jahren, die beiden Pastorinnen, die wir zu diesem Besuch nach Deutschland eingeladen hatten, durften jedoch nicht kommen. Sie erhielten von der Deutschen Botschaft in Addis Abeba kein Visum.

Solaranlage und Stipendien

Insbesondere die theologische Ausbildung von jungen Frauen unterstützen wir in der seit 2019 bestehenden Partnerschaft, zurzeit mit vier Stipendien. Und nach unserem Besuch im Winter 2020 ist es gelungen, mithilfe der Bingo-Stiftung Niedersachsen eine Solaranlage für eine Health-Station im südäthiopischen Kosha zu ermöglichen. „Auch das kommt gerade Frauen zugute“, berichtet Pastor Jürgen Klein, Vorsitzender des Partnerschafts- und Missionsausschusses im Kirchenkreis. Der promovierte Theologe hat selbst viele Jahre in Äthiopien gearbeitet. „Für die Geburtsstation braucht man Licht, also Strom und der ist nun verlässig vorhanden.“

Partnerschaft braucht Begegnung und so sollen die sechs Tage im Kirchenkreis genutzt werden, viele Gemeinden und Einrichtungen von Kirche und Diakonie kennenzulernen und dabei miteinander ins Gespräch zu kommen. Wie schnell Menschen ganz unterschiedlicher Länder, Kulturen und Lebensumwelten sich aufeinander einlassen können, war eindrücklich bereits in den ersten beiden Tagen zu erleben. Dazu beigetragen hat sicher auch die Begegnung am Samstagabend mit der Evangelischen Jugend. Da ging es im Plenum um Musik in den Kirchen, um Chöre und darum, wie lebendig die Chorarbeit gerade mit jungen Menschen in Äthiopien ist.

Weltsprache Gesang

„Wie kann man sich das vorstellen?“, fragte eine junge Teamerin. Und schwupps standen vier äthiopische Pastoren – Bezuneh Sumudo, Tadesse Memhiru, Teshale Kasa und Tsegaye Mathiwos – auf und gaben eine musikalische Kostprobe. „Das kennen wir, das Lied heißt bei uns ‚Gottes Liebe ist so wunderbar‘!“ Es folgte die deutsche Hörprobe und dann sprang Tatjana Zhivodero auf und brachte alle im Raum dazu, gemeinsam zu singen. Mitreißend im wahrsten Wortsinn war das, das Eis war gebrochen. Und nicht nur dass: Spontan entstand die Idee eines gemeinsamen Projektes. Vielleicht wird daraus ja etwas – über Ländergrenzen, Konflikte und Auseinandersetzungen hinweg?

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis / F. Josuweit

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Internationale Kontakte

Die christliche Kirche ist weltweit aktiv - auch wir engagieren uns für und mit Christ:innen aus anderen Ländern.

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Partnerschaft und Mission

Ausschuss-Vorsitzender

Pastor Dr. Jürgen Klein
Foto: Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis
Oberbürgermeister Dennis Weilmann (Mitte vorn) hatte ins Wolfsburger Rathaus eingeladen

Miteinander reden

Besuch beim Oberbürgermeister, Empfang beim Landesbischof und beten nach deutscher Manier – vielen Dank für den Besuch aus Südäthiopien und Togliatti! Wir haben viel miteinander erlebt und sind dankbar für intensive Tage miteinander.

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