"Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte"

Nachricht 03. Februar 2023

Gewalt gegen Frauen findet leider immer noch statt – Im Alltag, in Beziehungen, außerhalb von Beziehungen, in Familien, außerhalb von Familien. Umso wichtiger sind Tage wie der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch Orange Day genannt, oder der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung, der jährlich am 6. Februar stattfindet. „Jede Frau kann gefährdet sein, in meinem Arbeitsbereich sind vor allem die Frauen betroffen, die keinen Zugang zu Bildung haben und die deutsche Sprache nicht beherrschen“, weiß Sozialarbeiterin Alexandra Fastnacht. Integration ist für Frauen mit Migrationshintergrund der entscheidende Schlüssel auch für ein Leben, das nicht von Gewalt gegen Frauen bedroht und überschattet wird.

Integration geht nur mit Unterstützung. Dazu gehört auch die Beratungsarbeit, die der Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung anbietet. Finanziert wird diese Arbeit aus kirchlichen Geldern, aber auch aus öffentlichen Projektgeldern. Und nicht zuletzt wird diese Integrationsarbeit unterstützt durch Menschen vor Ort, die Praktikums- oder auch Arbeitsplätze anbieten, Alexandra Fastnacht arbeitet beispielsweise seit vielen Jahren mit der Wolfsburg Bäckerei Cadera zusammen.

Nicht nur Hilfe bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt leistet die Wolfsburg Unternehmerfamilie Wolf-Doettinchem, die aktiven Christ:innen beteiligen sich auch daran, das Thema Gewalt gegen Frauen bewusst zu machen. „Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte“, sagt Juniorchef Ingmar Wolf-Doettinchem. Und so steht es auch auf dem Aufkleber, der an öffentlichen Aktionstagen auf Brötchentüten geklebt wird. Die überwiegend weiblichen Verkäufer:innen in den Filialgeschäften der Bäckerei sind es, die diesen Extra-Handgriff 8.000-mal frauensolidarisch an Aktionstagen erbringen. Telefonnummern auf dem Aufkleber auf der Brötchentüte machen das breite, über die Kirche hinausgehende Angebot der Beratungsangebote für Opfer und auch Täter publik.

Weibliche Genitalverstümmelung ist nicht nur in Deutschland verboten, es ist ein weltweite Menschenrechtsverletzung. „Frauen, die nach Deutschland gekommen sind, sind oft unter Druck, wenn sie Töchter haben, keines dieser Rituale aus ihren Herkunftsländern mehr umzusetzen“, erlebt Fastnacht in ihren Beratungen. „Es geht in meiner Arbeit um den Schutz künftiger Frauengenerationen und um präventive Aufklärung.“ Sensibilisiert werden nicht nur die Betroffenen, sondern auch Schulen, Kindertagesstätten, Familienzentren und pädagogische Fachkräfte.

Sensibilisieren will auch Brötchentüte – ganz alltagspraktisch und niedrigschwellig. Dass das gelingt, erfährt Alexandra Fastnacht manchmal auf erstaunlichen Wegen. Eine Kollegin einer anderen, nicht-kirchlichen Beratungsstelle meldete sich bei ihr, sie habe gerade ihr Frühstückbrötchen gekauft und sei über den ‚Gewalt kommt nicht in die Tüte‘-Aufkleber gestolpert. „Und da ist der Kollegin bewusst geworden, dass sie noch mal aufmerksam in ihrer Beratungsarbeit hinhören sollte, ob Gewalt gegen Frauen auch ein Thema der Beratungssuchenden sein könnte“, erzählt die Flüchtungssozialarbeiterin.

Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis

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Flüchtlingshilfe Alexandra Fastnacht
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Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Der Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung ist ein jährlich am 6. Februar begangener internationaler Aktionstag. Er soll auf das Schicksal von Frauen und Mädchen aufmerksam machen, an denen Genitalverstümmelungen vorgenommen wurden oder die davon bedroht sind.

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