Tschüss Markus!

Nachricht 04. Februar 2025
Foto: KK Wolfsburg-Wittingen / C. Berndt
Standing ovations mit Blumen für Markus Manderscheid zur Aufführung des Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach in der Wolfsburger Christuskirche (Foto: KK Wolfsburg-Wittingen / C. Berndt)

Die Pizza! „Wo soll die hin?!“ „Am besten direkt in die Kirche!“ Freitagabend, letzte Probe des Kammerchors vor dem Konzert am nächsten Tag. „Ich bring‘ schnell noch ein paar Teller in die Kita und dann muss ich den Poller zum Parkplatz runterfahren und nach der Probe wieder hochfahren, weil der Parkplatz morgen für eine andere Veranstaltung gesperrt ist!“.

Sagt Markus Manderscheid, eigentlich mehr zu sich selbst, als er mit dem Bollerwagen der Stadtkirchengemeinde in Richtung Christuskita losstratzt. Sein Handy klingelt. „Ach, die Tische, ja danke, die hätte ich vergessen…“. Rennt weiter, der Bollerwagen rumpelt über den Gehweg. „Back-bord! Und jetzt scharf Steuerbord!“. Ansagen, wo’s langgeht, kann er also auch. „Markus, segelst Du?“ „Nein, wer hat denn für sowas Zeit? Aber interessieren würd’s mich schon.“

Genau 20 Jahre und ein Tag liegen zwischen Dienstantritt und Verabschiedung von Markus Manderscheid – zunächst als Kantor der Christuskirche und Kirchenkreiskantor in Wolfsburg, später dann für Stadtkirchengemeinde und Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen. Unzählige Gottesdienste und Konzerte mit Orgel und Chören hat der 52jährige Kirchenmusiker seitdem musikalisch gestaltet.

Du wirst sehr fehlen!

„In bleibender Erinnerung sind mir die großen Passionen von Bach, der Elias von Mendelsohn, das Deutsche Requiem von Brahms. Ich persönlich fand‘ den Tallis mit seinen 40 Stimmen unglaublich beeindruckend oder auch den Duke Ellington mit der Bigband aus Hannover. Das war irre!“, bedankte sich Pastor Frank Morgner, im Namen nicht nur des Kirchenvorstandes der Stadtkirchengemeinde, sondern auch Kirchenkreisvorstandes für zwei Jahrzehnte exzellenter Kirchenmusik. „Mir wird es sehr fehlen, wie kunstvoll Du die Texte der Kirchenlieder mit Deiner Begleitung ausgelegt und gedeutet hast. Das habe ich sehr genossen!“.

Kirchenmusiker ist nicht nur ein Beruf, der sehr spezifische Begabungen erfordert, er ist auch – wo soll die Pizza hin? – vielseitig. „Einen anderen Beruf hätte ich mir nicht vorstellen können!“, sagt Markus Manderscheid und setzt schon früh durch, dass der Weg dahin geebnet wird. Mit 17 geht das Lehrerkind aus einer süddeutschen Kleinstadt von Zuhause fort, auf ein evangelisch-kirchliches Aufbaugymnasium, das Internat Michelbach, das einen Musikleistungskurs im Programm hat. Das Studium der Kirchenmusik B absolviert er an der Musikhochschule Trossingen, „50 Kilometer bis zur Schweizer Grenze“, dort gab‘ es viele italienische Lehrende und ein Institut für Alte Musik.

Tellerträger mit Konzertexamen

Später studiert Markus Manderscheid in Bremen Kirchenmusik A, dort sind es überwiegend niederländische Lehrende, die ihn prägen. Und dann noch Amsterdam, um das Orgelstudium zu vertiefen. „Das A-Studium der Kirchenmusik ist wie ein Promotionsstudium in akademischen Studiengängen. Und da habe ich dann noch ein künstlerisches Aufbaustudium, Cembalo nämlich, draufgesetzt.“ Da ist er bereits Kirchenmusiker in Mannheim. Und als er, damals gerade 32jährig, seine Stelle in Wolfsburg antritt, setzt er noch eins drauf: Das Orgel-Konzertexamen. „Das wäre dann quasi die Habilitation wenn man so will. Nur dass wir diese ganzen Titel nicht führen, sondern wir sind halt einfach ganz normale Leute.“ Leute, die Teller und auch mal Getränke-Kisten für Chorproben schleppen.

Menschlich und musikalisch aufeinander hören

Was das Berufsbild eines Kirchenmusikers im Alltag ausmacht, lernt man nicht an der Hochschule. „Das ist eine Mischung aus künstlerisch-musikalischem Arbeiten und Lehrenden-Dasein“, sagt Markus Manderscheid. Eine Arbeit, die dicht am Gemeindeleben stattfindet. In der auch Freundschaften entstehen. „Ich habe beim Bläserkreis eingeführt, dass wir uns nach den Proben noch zusammensetzen.“ Ein bisschen quatschen oder Witze erzählen, die Menschen hinter den Notenpulten kennenlernen. „Ich finde, seit wir uns besser kennengelernt haben, hören wir anders aufeinander, ist der Klang besser geworden.“

Bundesweite Konzerttätigkeit

Für den erstklassigen Klang ist der Kirchenmusiker seit Jahresbeginn nun in Wolfenbüttel verantwortlich. Nicht weit von Wolfsburg, wo Familie Manderscheid wohnen bleibt. Und immer noch so viel Norddeutschland, dass auch Bremen erreichbar bleibt. Diese Stadt hat es Markus Manderscheid seit dem Kirchenmusik-A-Studium angetan. „Ich bin ungern dort weggegangen, weil ich Bremen einfach total klasse heute immer noch finde.“ In Wolfsburg lässt der Ausnahme-Kirchenmusiker nicht nur Chöre und Bläserkreis, sondern auch eine geliebte Orgel zurück.

Manderscheid konzertiert bundesweit, als Organist und als Sänger. „Ich habe in den vergangenen Jahren sehr intensiv an den fis-Moll-Variationen von Max Reger gearbeitet. Die kann ich nicht auf jeder Orgel spielen.“ Und so geht es im März nach Mannheim, zum Konzert anlässlich der März-Geburtstage der Orgeltitanen Max Reger und Johann Sebastian Bach. An den Orgeln: Markus Manderscheid. In Mannheim. In Wolfenbüttel. Und vielleicht ja für ein Gastspiel auch mal wieder in Wolfsburg?

Kirchenkreis-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit

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Nächstes Konzert

Zu den März-Geburtstagen der Orgeltitanen Max Reger und Johann Sebastian Bach spielt Markus Manderscheid die Magnificat-Bearbeitungen (J.S. Bach) und die Variationen fis-Moll op. 73 (M. Reger).

Das Konzert findet am 20. März 2025 um 19 Uhr in der Mannheimer Christuskirche statt.

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