Die Arbeit sein lassen

Nachricht 22. August 2025
Foto: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit
Haben (nicht nur) das Berufsleben gemeinsam gemeistert: Birgitt Pusch-Heidrich und Tilman Heidrich (Foto: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit)

Fallerslebener Pastorenehepaar geht in den Ruhestand

Kurz vor Weihnachten im Jahr 2018 kamen Pastorin Birgitt Pusch-Heidrich und Pastor Tilman Heidrich in die Michaelisgemeinde Fallersleben-Sandkamp und die St. Petri-Gemeinde Mörse. Susanne Peters hat mit den beiden 65-jährigen über ihre Zeit im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen und den bevorstehenden Ruhestand gesprochen.

 

Aufbrüche hat es in eurem Leben einige gegeben: Nach dem Studium in Göttingen, Tübingen und Edinburgh kamen Fischerhude, das Kloster Lüne, Neetze, Lilienthal und Fallersleben-Mörse. Bisher änderten sich dabei Menschen und Orte, aber die Arbeit blieb. Nun wird der Ort ein neuer. Die Menschen werden andere. Und die Arbeit dürft ihr sein lassen. Wie geht es euch damit?

Birgitt Pusch-Heidrich
Die Gefühle sind gemischt: Es ist spannend, wie es wohl wird - mit einer Spur von Unsicherheit. Das Loslassen fällt mir nicht so leicht. Aber ich merke, dass der Zeitpunkt jetzt richtig ist.

Tilman Heidrich
Es ist ein Gefühl, wie ich es immer am Ende von Jugendfreizeiten habe: Nach einer langen Fahrt verabschieden wir uns in einem großen Kreis. Da ist Wehmut, aber auch Erleichterung, weil ich die Verantwortung für Vieles wieder abgeben kann. So fühlt es sich jetzt auch an: Erleichterung nach einer guten Zeit. Aber während der Rückreise überlege ich immer schon: Wohin fahren wir nächstes Jahr?

Gibt es für euch schon so einen Plan?

Birgitt Pusch-Heidrich
Wir ziehen in unser Haus in Celle, das ist der Plan. Aber vor allem möchte ich das machen, worauf ich Lust habe - ohne Pflichten.

Stimmt eigentlich dieses Sprichwort: ‚Pastor bleibst du dein Leben lang‘?

Tilman Heidrich
Das wissen wir ja noch nicht. Aber irgendwie stimmt es schon. Die Gedanken, wie es mit Kirche weitergeht, machen wir uns ja weiter. Nur tragen wir dafür nicht mehr so die Verantwortung wie bisher.

Birgitt Pusch-Heidrich
Mir geht es genauso. Sicherlich werde ich manches anders sehen, wenn ich selbst normales Gemeindemitglied bin und in der Kirchenbank sitze. Die Perspektive wird sich ändern. Ich möchte mich im Ruhestand erst einmal umsehen, vielleicht ein bisschen buffet-artig: Konzerte, Musik, Ausstellungen genießen, auch in verschiedenen Kirchen.

Aufbruch bedeutet immer auch Veränderung. Was würdet ihr am liebsten festhalten und nicht hergeben?

Birgitt Pusch-Heidrich
Ich möchte weiterhin vielen Menschen begegnen. Das ist das Schöne an meinem Beruf. Kirche schafft Verbindungen zu vielen Menschen. Ich denke an die Partnerschaften mit Südafrika, an das Studium in Schottland, an so viele Menschen in unseren Gemeinden. Die Menschen haben mich reich gemacht. Und dabei hat mich auch die Arbeit in der Klinikseelsorge und in der Ehe- und Lebensberatung sehr geprägt. Wenn Menschen in Grenzsituationen Nähe zulassen, dann werden die Gespräche sehr dicht und dann öffnet sich etwas in ihnen, und das bewegt auch mich selbst.

Was war für euch die kurioseste Situation, die ihr in eurem Pfarrdienst erlebt habt?

Birgitt Pusch-Heidrich
Einmal haben Tilman und ich in der Eile den jeweils falschen Talar gegriffen. Ich habe mich gefühlt wie eine Vogelscheuche, so groß war er.

Tilman Heidrich
… und eine kuriose, ja irreale Situation war, als 2020 an Heiligabend die Kirchen geschlossen blieben und wir deshalb zu Hause als Familie ganz ruhig auf dem Sofa saßen und den eigenen vorher verfilmten Heiligabend-Gottesdienst im Internet ansahen.

Tilman, Du hast immer gern Gitarre gespielt, mit Jugendlichen und Konfirmanden. Mit wem wirst du jetzt Gitarre spielen?

Tilman Heidrich
Ich hoffe, dass ich dort auch in einer Band spielen kann. Seit zwei Jahren spiele ich in der Band CrossRocking mit, das genieße ich sehr. Aber auch nach einem Chor werde ich mich umsehen, klassisch oder am liebsten a capella.

Birgitt, du hast hier immer gern im Team gearbeitet. Welches ‚Team‘ stellst du dir für die Zukunft vor?

Birgitt Pusch-Heidrich
Ich möchte mehr Zeit für meine Freunde haben, etwas mit ihnen unternehmen, denn das ist oft auf der Strecke geblieben, Theaterbesuch, Kino, zusammen Sport machen, verreisen. Das gleiche gilt für unser Team ‚Familie‘. Ich hätte auch Lust mit anderen zu pilgern. Bewegung ist groß geschrieben für die Zukunft. Ansonsten fällt mir das Loslassen der Verantwortung schwer. Das muss ich mir erst noch erlauben. Darum warte ich auch erst einmal ab, wenn ich gefragt werde, ob ich bei Kirche etwas übernehmen will.

Tilman Heidrich
Für die sieben Jahre hier bin ich sehr dankbar, für viele Menschen und Vieles, was wir erlebt haben. Das wird uns fehlen, aber wir müssen es loslassen. Vielleicht kann ich noch etwas mit Jugendlichen oder in der Schule machen, das ist noch in Arbeit. 

Das Gespräch führte Susanne Peters, Kirchenkreisvorstand

... Menschen - Themen - Orte

Abschiedsgottesdienst

Am Samstag, 6. September 2025, werden Birgitt Pusch-Heidrich und Tilman Heidrich um 16 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst in der Michaeliskirche in Fallersleben verabschiedet. Anschließend wird im Gemeindehaus gefeiert.

Südwester

Das Gespräch mit dem Fallerslebener Pastorenehepaar erschien ursprünglich im Südwester, dem evangelischen Magazin für Ehmen, Fallersleben-Sandkamp, Mörse, Sülfeld und Wettmershagen.

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