Vieles ist in Aufruhr, Sicherheiten und Gewohntes werden von immer neuen Umständen infrage gestellt. Das macht Angst, löst Unsicherheit oder Aggression aus. Wie können wir damit umgehen? Zum Weihnachtsfest 2025 haben Patricia Hinz, Vertreterin der katholischen Kirche in Wolfsburg, und Christian Berndt, Superintendent des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Wolfsburg-Wittingen darüber miteinander gesprochen.
Patricia Hinz Alle um einen herum machen sich Sorgen. Wo geht das alles hin? Man hört wenig, das einen beruhigen könnte.
Christian Berndt Ich erlebe viel Erschöpfung. Menschen können Gutes nicht mehr genießen. Für mich ein deutliches Signal: Es ist zu viel. Und doch kommt gerade in der Weihnachtszeit die Hoffnung hoch: Das Leben müsste anders sein.
Patricia Hinz Wir haben vieles über Jahrzehnte für selbstverständlich gehalten. Denken, es steht uns zu. Wir waren so sicher, dass das einfach immer so weitergehen wird. Und jetzt wird der Wohlstand geringer, die Sicherheit ist nicht mehr so da, wir benötigen wieder eine funktionierende Bundeswehr. Alles Dinge, die in meiner Jugend gar keine Rolle gespielt haben.
Christian Berndt Wir brauchen Stabilität im Leben. Deswegen sind Rituale so wichtig. Wir brauchen etwas, auf das wir uns verlassen können, ohne darüber nachdenken zu müssen. Eine Form, an der ich festhalten kann, auch wenn rundherum Chaos herrscht. Ich muss nichts reflektieren, ich muss keine Lösung finden, ich muss nichts leisten, sondern ich kann einfach da sein. Wir brauchen Rituale nicht nur für uns selbst. Wir brauchen Rituale, die andere teilen. Zum Adventsmarkt gehen wäre ein Beispiel.