Hexen, Zauberer und magische Wesen

Nachricht 29. Oktober 2025
Foto: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit

Ferienworkshop im Jungen Theater

Donnerstagmorgen, 10 Uhr, Bühneneingang Sharoun-Theater Wolfsburg: Es trudeln Mumien, Hexen, Skelette und KürbisQueens ein. Das heißt, trudeln tun sie eigentlich nicht. Sie sprudeln vor Energie, kichern, sind aufgedreht.

„Freeze!“ ruft Theaterpädagogin Kathrin Reinhardt. Drei Tage Proben und es sitzt – fast jedenfalls. Die Dritt- und Viertklässler geben ihr Bestes, dass da eine:r noch mal kurz aus der Reihe tanzt, ja tanzen muss, das ist verzeihlich. „Wer möchte denn jetzt schon mal eine Süssigkeit? Kommt mal alle zusammen.“ Toller Start! Wenn das doch in der Schule auch jeden Tag so wäre. Aber jetzt sind ja Ferien und es ist Zeit für einen Theaterworkshop beim Jungen Theater Wolfsburg.

Das Gemeinschaftsangebot der Evangelischen Familienbildungsstätte, der Kirchenkreissozialarbeit und des Jungen Theaters Wolfsburg will Kindern attraktive Gruppenaktivitäten in den Ferien ermöglichen. Für Familien, die nicht in Urlaub fahren, ist das eine gute Gelegenheit, neue Kinderkontakte zu knüpfen. Die Gruppe ist buntgemischt, Kinder mit albanischen, indischen, türkischen, irakischen, kamerunischen und kurdistanischen Wurzeln sind dabei.

Foto: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit

„Ich kenne es selbst als Kind: Sich verkleiden und auf der Bühne stehen, das macht Spaß. Es ist mir eine Herzensfreude, dass hier die Kinder im übertragenen Sinn eine Bühne bekommen.“ Marta Pordzik (li.) ist Fabi-Bildungsberaterin, Aida Mortada (re.) ist Stadtteilmutter und vieles mehr.

„Zu uns kommen Kinder unterschiedlichster Nationalitäten, weil wir über die Bildungsberatung der Evangelischen Familienbildungsstätte Wolfsburg viele Familien erreichen“, berichtet Koordination Martha Pordzik, Bildungsberaterin bei der Familienbildungsstätte (Fabi). „Es kommen auch Kinder, die mit Theater vielleicht noch keine Berührungspunkte oder Erfahrungen haben. Mich fasziniert, dass sie mit diesem theaterpädagogischen Angebot noch mal eine ganz andere Welt kennenlernen dürfen.“ 

Multiplikator:innen für derartige Projekte sind die Wolfsburger Stadtteilmütter, die große Netzwerke haben und Familien unterschiedlichster Zuwanderungshintergründe erreichen. Aida Mortada ist seit vielen Jahren Stadtteilmutter. Die 38-Jährige gebürtige Tunesierin lebt seit 17 Jahren in Wolfsburg. „Ich freue mich besonders, zu sehen, wie kreativ die Kinder hier sind. Auch die Schüchternen und Zurückhaltenden. Die werden hier anders. Was sie in der Schule oder zu Hause nicht machen können, wird hier möglich.“  Aida Mortada ist die gute Fee und die gute Laune des Workshopsteams. Wenn sie nicht bei Ferienworkshops assistiert, ist sie auch Fabi-Kursleiterin und Vertretungskraft in den Kinder- und Jugendtreffs, die die Evangelische Familienbildungsstätte in Kooperation mit der NEULAND Wohnungsgesellschaft mbH betreibt.

Foto: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit
Aida Mortada (li.) und Kathrin Reinhardt (re.) "Macht Gesichter, mit denen ihr euch gegenseitig erschreckt!"

„Hier geht es nicht ums Funktionieren, sondern darum, spielerisch in andere Rollen zu schlüpfen. So spielerisch, dass man es selbst im Tun nicht mal merkt“, erklärt Theaterpädagogin Kathrin Reinhardt ihren Ansatz. „Ihr seid Hexen und Wesen, die zaubern können. Bleibt gleich mal voreinander stehen und begrüßt euch mit einem Hexengruß!“ Ivan, das Skelett, lässt sich unerwartet auf den Boden fallen. „Ivan, kannst Du aufstehen oder bist Du zerbrochen? Macht ihn doch bitte mal wieder heile, ihr könnte doch alle zaubern!“

Kathrin Reinhardt arbeitet mit Spielen, die alle bereits aus der Schule kennen. „In erster Linie geht bei diesen Ferienangeboten um Teambildung, im besten Fall bildet sich eine Gruppe, die gut und fair miteinander umgeht“, erläutert die Theaterpädagogin, die selbst ausgebildete Schauspielerin ist und viele Jahre am Braunschweiger Stadttheater gespielt hat. Wichtig sei, diejenigen, die eher schüchtern sind oder sich nicht so trauen, gut zu integrieren, „sie zu ermutigen, auch mal Quatsch zu machen“. Und wenn mal ein Kind so schüchtern ist, dass es sich gar nicht traut, dann geht die Theaterpädagogin mit auf die imaginäre Bühne. 

„Freeze! Freeeeeze!!! RUHE! Und still bleiben.“ Wer zusammen Theater spielen will, muss auch mal runter von der Bühne, die hier im Probenraum des Sharoun-Theaters eine vorgestellte ist zwischen Klavier und Ballettstangen. „Verfolgt euch und tut so, als würdet ihr etwas ganz anderes machen. Lasst es euch nicht anmerken. Und zum Schluss bleibt ihr voreinander stehen, und macht ein Gesicht, mit dem ihr euch gegenseitig erschreckt.“ Proben heißt: immer wieder üben. „Dafür braucht man Disziplin“, sagt Kathrin Reinhardt. „Man muss ertragen, dass jemand sagt: Ne, mach‘ das mal besser so oder so.“ 

Ein richtiges Theaterstück in wenigen Tagen proben, das ist illusorisch, weiß die Schauspielerin. Aber zeigen, was die Gruppe in den vier Tagen im Jungen Theater ausprobiert und gelernt hat, das ist schon drin. Also gibt es zum feierlichen Abschluss es eine richtige Gruselparty. Mit Kostümen, Eltern und Familien als Zuschauende und anschließend ein Süssigkeitenbuffet für alle. Und tosenden Applaus für alle. „Ihr habt das alle super gemacht!“, freut sich Kathrin Reinhardt nach vier lebhaften Probentagen.

Text und Fotos: KK-Öffentlichkeitsarbeit / F. Josuweit

... Menschen - Themen - Orte

Projekt-Partner:innen

Die Fabi-Theaterworkshops sind ein Kooperationsprojekt mit der Kirchenkreissozialarbeiterin Danica Kahla-Lenk und Jürgen Beck-Rebholz, dem Leiter des Jungen Theaters Wolfsburg.

Fabi-Logo-4c_mit Rand

Familienbildungsstätte Wolfsburg

Die Evangelische Familienbildungsstätte Wolfsburg (Fabi) in Trägerschaft des Ev.-luth. Kirchenkreises Wolfsburg/Wittingen ist Teil des öffentlichen Bildungssystems und der Wolfsburger Bildungslandschaft.

...mehr erfahren