Gemeinsam: Kirche und Kommune schaffen soziokulturelles Dorfzentrum
Zweitausend Einwohner:innen und 1.100 Kirchenmitglieder – in Groß Oesingen scheint die Welt noch in Ordnung. 400 Quadratmeter Gemeindehausnutzfläche sind trotzdem zu viel. 130 Quadratmeter dürften es noch sein, sagen die aktuellen Richtwerte der hannoverschen Landeskirche. Alles, was darüber hinausgeht, wird nicht mehr bezahlt. Damit ist Groß Oesingen nicht allein, das (be)trifft alle Gemeinden der Landeskirche. Und es (be)trifft nicht nur Gemeindehäuser, auch Pfarrhäuser und Kirchen werden reduziert.
„Wir haben einen Posaunenchor von über 40 Leuten, einen großen Kirchenchor, die kannst du nicht auf 50 Quadratmeter einsperren, die werden beim Üben verrückt“, sagt Kirchenvorsteher Hermann Prietzsch. Das Noch-Gemeindehaus, ein 1816 als Küsterschule erbautes Fachwerkgebäude, wurde Anfang der 1970er Jahre kernsaniert und erweitert, wird seit 2016 auch als Kindertagesstätte genutzt. Mieter: die Samtgemeinde Wesendorf, Kita-Betreiber: das DRK. „Die Größe dieses Gebäudes, die hätte uns irgendwann erschlagen. Allein das Dach, wir wären pleite gewesen“, so viel weiß Friedhelm Albs, ebenfalls Kirchenvorsteher in Groß Oesingen und gelernter Elektriker. Also einer, der selbst Handwerker ist.
Vier Männer, zwei Stapel Pappbecher, eine Thermoskanne, ein Blech Butterkuchen, laute Stimmen, Ordner, Baupläne – hier geht es ziemlich handfest zu. „Das ist ja kein großes Hexenwerk, da müsst ihr den Sparren drei Zentimeter rübersetzen.“ Heinz Joachim Martens ist Architekt, der, der Bauten plant, nicht der, der sie eigenhändig baut. Dass er das Handwerk und seine unterschiedlichsten Gewerke aber sehr gut kennt, wird im Laufe der Baubesprechung zum Generationentreff DoerpHus immer wieder klar. „Hast Du Wendt noch Bescheid gesagt?“ „Nee, was soll der hier?! Das Holz ist bestellt, der kann jetzt eh‘ nix weitermachen.“ Man duzt sich, wir sind schließlich auf dem Dorf, es kennen sich alle untereinander. Springt zwischendrin ein Betrieb ab, hat der Architekt flugs Ersatz zu beschaffen. Dachdecker, Trockenbauer, Elektriker – es geht nur in der richtigen Reihenfolge und Hand-in-Hand.