„Eine fragendere Theologie tut Kirche gut“

Nachricht 17. Januar 2022

Kirchenkreis-Pastor Stephan Eimterbäumer im Gespräch

Seit Oktober ist Stephan Eimterbäumer als Springer-Pastor im Kirchenkreis. Der 53jährige Theologe ist derzeit in Sülfeld-Wettmershagen und in der Wolfsburger Stephanus-Gemeinde im Einsatz. Zu seinen Aufgaben gehören insbesondere Gottesdienste, Beerdigungen und Seelsorgliches. „Ich bin hier sehr gut angekommen und an beiden Einsatzorten ganz vielen freundlichen Menschen begegnet“, sagt Eimterbäumer, der zuvor Hochschulpastor in Göttingen war.

Die Region um Wolfsburg kennt er bereits seit längerem, denn im benachbarten Kirchenkreis Gifhorn arbeitete er neun Jahre als Pastor für Fundrainsing, Gemeindeaufbau und das Projekt ‚Kirche und Wirtschaft‘. Werte im Beruf, Unternehmensethik und soziale Gerechtigkeit haben den Theologen anschließend in seiner Tätigkeit im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda) beschäftigt.

 

Herr Eimterbäumer, was sind die Themen, mit denen Sie Kirche gestalten möchten?

Mein Herz schlägt für eine lebensnahe Kirche. Mir gefallen Themen, bei denen das Leben mit dem Glauben verbunden ist. Mir macht es Freude, in Gottesdiensten Menschen um ihre Statements zu bitten, beispielsweise aus ihrem Beruf oder aus seinen Lebenserfahrungen. Das zieht das Leben in die Kirche, in den Gottesdienst hinein. Es kann auch ein Praxisbeispiel oder ein Erfahrungsbericht in einer Predigt sein.

Welche Themen liegen für Sie obenauf in der modernen Gesellschaft?

Menschen fragen sich, wie sie ihren Alltag bewältigen können. Wie sie mit Stress umgehen, wie sie gesund bleiben, wie ihre Beziehungen gelingen – diese Themen liegen ganz obenauf.

Was hat Kirche da anzubieten?

Ein tastendes Fragen. Und sichere Räume, wo Menschen sich austauschen können. Und unsere christliche Tradition. Ohne zu sagen, dass wir auf alle modernen Lebensfragen die abschließende Antwort haben.

Kirche hat Glaubwürdigkeits- und Bedeutungsverluste hinnehmen müssen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Wie können wir da wieder Land gewinnen?

Hinter dem Bedeutungsverlust stehen sehr große gesellschaftliche Bewegungen. Was die Glaubwürdigkeit anbetrifft, können wir etwas tun. Beispielsweise durch Begegnung auf Augenhöhe mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich mit Fragen der Zeit, mit Lebensfragen an uns wenden.

Vielleicht täte uns eine fragendere Theologie gut. Indem wir sagen: Man kann es so sehen oder so. Oder auch: Wir sehnen uns nach einer friedlicheren Welt. Nach einem gelingenden Leben. Wenn wir nicht daherkommen und sagen: Wir haben alle Antworten bereits. Und zwar weder im Glauben noch in politisch-ethischen Fragen. Es ist nicht alles fertig abgepackt und gewiss. Aber es wird auch Menschen geben, die es genießen, sehr klare Empfehlungen zu hören und sich danach dann zu richten. Auch das brauchen wir.

Und wir können an unseren Bildern von Kirche arbeiten: Wie wäre es, wenn man sich Kirche im übertragenen Sinn als Wiener Café oder als Irischen Pub vorstellt? Ein Ort, an dem man Menschen treffen kann; wo man unterschiedlich lang verweilt; ein Ort, an dem es einem gut geht.

Das Gespräch führte Frauke Josuweit, Öffentlichkeitsbeauftragte im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen

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Stephan Eimterbäumer

Telefon 0171 566 49 03
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