Das war unser Reformationstag 2020

Nachricht 02. November 2020
Foto: Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / F. Josuweit

Ein Experiment: Zum diesjährigen Reformationstag hatten wir zeitgleich und simultan in drei Kirchen und ins world-wide-web eingeladen. Ein hydrides Talkshowformat mit Musik, kreativen Texten, Gebet und Segen war es. Es ging um nicht weniger als um Freiheit.

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Pastorin Heike Burkert

"Die Gedanken sind frei.  Aber mal ehrlich, manche Gedanken will ich nicht mal geschenkt: Wer ohne Schutz vor Mund und Nase in seiner eigenen Gedankenblase alles hinausbläst und zulässt, andere zu gefährden, Freiheit fordert und Verschwörungstheorien verbreitet, vergisst, dass er die Freiheit dazu dem System verdankt, gegen das er streitet.“

Foto: Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen

Pastor Matthias Weindel

„Wir leben gemeinsam in einer der freiesten Demokratien dieser Welt. Wer frei ist, muss sein Handeln am Geist der Liebe und der Mitmenschlichkeit ausrichten, damit wir nicht in Unfreiheit zurückfallen. Man kann die Freiheit auch achtlos aufs Spiel setzen. Die Liebe Gottes bleibt, aber die Freiheit, die damit verbunden ist, können wir verspielen."

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Amir, Flüchtling aus dem Irak

"Wer nie unterdrückt gelebt hat, kann die Freiheit nicht schätzen."

Foto: Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen

Unternehmer Hermann Butting

„Ich habe einen guten Freund von mir besucht, der lag im Sterben mit über 90 Jahren. Es durfte ihn am Tag nur eine Person besuchen, für eine halbe Stunde. Das ist für mich ein Geist der Furchtsamkeit und nicht ein Geist der Liebe. Dass ein Mensch allein im Krankenzimmer liegen und sterben muss, das hat mich sehr geschmerzt. Da würde ich mir die Stimme der Kirche mehr wünschen, in unserer Gesellschaft für diese Menschen stärker einzutreten, dass hier anders entschieden wird.“

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Oberbürgermeister Klaus Mohrs

„In der WDR-Dokumentation über das Hanns-Lilje-Heim hat mich die Szene sehr berührt, in der ein altes Ehepaar sich nach wochenlangem Besuchsverbot wiedersieht und nicht berühren darf. Warum hat man ihnen nicht die Hände desinfiziert, dass sie sich wenigstens an den Händen fassen konnten? Und wenn dann wieder eine Infektion ins Heim getragen worden wäre? Dann wären die Mitarbeitenden wieder in die Verantwortung genommen worden, dass sie sich möglicherweise aus menschlichen Gründen über eine Vorschrift hinweggesetzt haben. Das ist etwas, was in unserer Gesellschaft oft durch Anzeigen oder durch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen beantwortet wird. Das schränkt manchmal die Freiheit ein, wirklich menschlich zu denken und zu handeln.“

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Justus Manderscheid

"Das Thema Umwelt finde ich sehr wichtig, schließlich geht es um meine eigene Zukunft. Um die Ziele von Fridays for Future erreichen zu können, muss man einen Teil seiner Freiheit aufgeben. Die Einschränkungen sind oft kleiner als man denkt - ein Verbot von SUVs in Innenstädten beispielsweise."

Johann Morgner

"Freiheit ist, anderen das zu sagen, was sie nicht hören wollen."

Evangelische Jugend Reislingen

„Freiheit aus der Sicht der Jugend ist die Möglichkeit, über sein Leben selbst entscheiden zu dürfen: welchen Beruf ich ausüben werde oder wohin ich reisen möchte. Für viele Jugendliche ist der öffentliche Raum fast wie ein zweites Zuhause, durch die corona-bedingten Einschränkungen können wir uns dort nun nicht mehr so aufhalten. Wir wünschen uns mehr Partizipation in Entscheidungsprozessen, zum Beispiel das freie Wahlrecht auch für 16- oder 17-Jährige.“

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Danke an alle Beteiligten

Die im Dunkeln sieht man meistens nicht - bei einer Veranstaltung, wie wir sie am diesjährigen Reformationstag auf die Beine gestellt haben, noch weniger als sonst: Kameraleute, Tonleute, Menschen an Mischpulten, die noch dazu parallel über eine Telefonkonferenzschaltung miteinander abgesprochen haben, wer wann wo live zu sehen ist und viele, viele andere, die alle dazu beigetragen haben, dass wir miteinander über Freiheit sprechen und nachdenken konnten.

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Foto: Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / F. Josuweit

Unsere Gäste waren der Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs, der Arzt und Weltreisende Dr. Friz Witten, der Knesebecker Unternehmer Hermann Butting, die Äbtissin des Isenhagener Klosters Susanne Jäger, der stellvertretende Superintendent Pastor Karsten Heitkamp, die Vorsfelderin Cilly Dörr, der Iraker Amir, Eyal Lerner, Justus Manderscheid, Johann Morgner, Larissa und weitere Jugendliche aus Reislingen.

Mitgewirkt haben Propst Dr. Ulrich Lincoln, Paul-Gerhard Blüthner mit dem Ensemble Dreiklang, Lorrie Berndt mit dem Gospelchor Wittingen, Markus Manderscheid, Pastorin Heike Burkert, Pastor Olaf Klein, Pastor Frank Morgner und Pastor Matthias Weindel.

Eingeladen zum Reformationstag hatten der Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen und die Propstei Vorfelde. Durch die Veranstaltung führte Superintendent Christian Berndt, mit den Talkgästen sprach die Wolfsburger Theaterpädagogin Judith Jungk. Sie können die Aufzeichnung der Veranstaltung auch weiterhin auf >>> YouTube anschauen.

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