Pilgern auf dem Harzer Klosterwanderweg

Nachricht 12. Oktober 2021

Zwei Tage unterwegs sein, mit Gepäck auf dem Rücken, dem Wetter ausgesetzt, unbekannte Wege erkunden, Gemeinschaft erleben, geistliche Impulse hören, Lieder singen: das war das Angebot der Kulturkirche St. Marien in Wolfsburg. Pastorin Uta Heine und Imke Banse hatten die Tour geplant und inhaltlich gestaltet.

Eine Gruppe von 17 Pilger*innen wanderte gemeinsam mit Imke Banse und Uta Heine von Ilsenburg am Nordharz am ersten Tag bis zum Kloster Wöltingerode. Nach einer verkürzten Klosterführung und einer Andacht ging es los auf den Weg. Dieser Tag sollte es in sich haben! Eine Strecke von 22 km war zu bewältigen. Mit einem Rucksack auf dem Rücken, der alles beinhaltete, was man für zwei Tage dabeihaben sollte. Insbesondere die Getränkeflaschen waren ziemlich gewichtig.

Es ging bergauf und bergab, durch Wälder und durch offene Landschaft am nördlichen Rand des Harzes. Und als gerade allen die Beine schwer wurden, fand sich überraschend im kleinen Ort Abbenrode ein wunderbares Café! Nach Stärkung mit Kaffee und leckerem Kuchen durfte die Kirche des Dorfes noch besichtigt werden, ein kunsthandwerkliches Kleinod mit modern gestalteten Glasfenstern. Aber dann, beim Austritt aus der recht dunklen Kirche nach draußen: der Himmel war dunkel und es begann stark zu regnen. Da die Wegstrecke noch lang war, konnte keine Pause mehr sein. Alle zogen sich ein Regencape über und so sah man eine Wandertrupppe in bunten Farben durch die Feldmark tigern!

Der Wind war teilweise sehr heftig, sodass jede und jeder damit beschäftigt war, sein Cape festzuhalten. Als der Regen nachließ, wurden alle mit herrlichen Wolkenbildern und satten Farben in der Natur belohnt! So ging es weiter, immer wieder an einem kleinen Flüsschen, der Ecker, entlang. Zwischendurch konnten Äpfel oder auch Nüsse aufgesammelt werden. Es war nicht immer eindeutig, wo der Weg lang ging, Kartenlesen will geübt sein, oft wurde doch das Navi des Handys zu Hilfe genommen. Die Tagesstrecke von 22 km erwies sich als sehr lang. Alle Teilnehmenden waren am Ende sehr erschöpft, als sie schließlich im Kloster Wöltingerode ankamen, wo eine warme Dusche, ein leckeres Abendessen und ein himmlisches Bett warteten.

Am nächsten Morgen aber war alle Freude und Motivation wieder da! Nach einem reichhaltigen Frühstück und einer kleinen Morgenandacht ging es weiter Richtung Goslar. Nach kurzer Zeit waren die Beine wieder locker und auf einem alten Bahndamm lief es sich entspannt bis zur Klosterkirche Grauhof. Dort bekam die Gruppe eine spontane Führung in der ehrwürdigen Klosterkirche und konnte viele wertvolle Kunstschätze bewundern. Anschließend war der Weg bis Goslar nicht mehr lang, wo sie auch noch eine Führung in der Neuwerkkirche im Stadtzentrum bekam. Bei einem gemütlichen Abendessen wurde noch lange miteinander geplaudert und gelacht, bevor es spät abends wieder zurück nach Wolfsburg ging.

Das besondere beim Pilgern sind die Erfahrungen, die sich oft ungeplant ergeben. Es sind die Gespräche untereinander, es ist auch das allein Gehen und Besinnen. Man kommt an seine körperlichen Grenzen, aber man muss den Weg zuende gehen. Landschaft und Wetter werden unmittelbar wahrgenommen und erlebt. Es kommen Themen im Inneren hoch, altbekannte oder auch ganz neue.

Auch wenn dieser Weg nur zwei Tage dauerte, erlebten die Pilger*innen vieles von dem, was Pilgern ausmacht. Es gab ein Losgehen, ein Loslassen des Alltages. Es gab eine Zeit des Weges, fern von allem, herausgelöst und besonders. Und es gab ein Ankommen und wieder zurückgehen in die normale Lebenswelt. Es gab geistliche Impulse, die anregten sich mit Glauben und biblischen Worten auseinanderzusetzen.

Pilgern ist ganzheitlich: Körper Geist und Seele sind miteinander unterwegs und aktiv! Die beiden Tage waren für alle Beteiligten ein starkes Erlebnis und viele möchte wieder pilgern gehen!

Pastorin Uta Heine und Imke Banse

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