Diesen Satz höre ich seit März 2020 immer wieder. Oder: „Langsam reicht es mit dem ganzen Homeschooling und Home Office.“ Andere wiederum sagen: „Es ist doch gut, dass wir die digitalen Möglichkeiten endlich umsetzen.“
So unterschiedlich sind die Meinungen. Doch mir ist aufgefallen, dass die meisten von meinen Gesprächspartnern - egal welchen Alters - genauso denken wie ich selbst. Wir sind zwar gut vernetzt, aber nicht ganz glücklich dabei. Die Sehnsucht nach Begegnung in der Schule, in der Uni, im Beruf, in der Freizeit ist da. Durch die Pandemie wird das besonders deutlich.
Der Mensch ist als Gemeinschaftsmensch geschaffen worden. Wie sagt es Gott: „Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist.“ (1 Mose 2,18a). Gott hat uns auf ein reales DU angelegt. Jeder Mensch braucht zur eigenen Entfaltung ein reales Gegenüber. Das kann nicht durch Zoom ersetzt werden, darum spricht man ja schon von der Corona-Generation.
Schauen wir doch mal in die Bibel, da gibt es immer gute Beispiele. Da ist zum Beispiel der Zollbeamte Zachäus. Sein Sinnen und Trachten bestand darin, an seiner Zollstation guten Profit zu machen.
Natürlich kannte Zachäus auch den Star seiner Zeit. Er kannte die Denkweise von Jesus. Er ist ja extra auf einem Baum geklettert, um ihn sehen zu können. Aber inspiriert hat ihn Jesus nicht.
Erst als die beiden an einem Tisch sitzen, kommt Bewegung in die Gedankenwelt von Zachäus. Während des lockeren Gespräches entwickelt sich und wächst in ihm die Gewissheit, einer neuen Idee. Und dann wird Zachäus richtig kreativ. Er ändert seine Arbeitsmodalitäten (Lukas 19, 1ff).
Und so ist es, wir Menschen benötigen Tischrunden und Tischgespräche wie die Luft zum Atmen. Und das kann ein Zoom–Treffen oder Home Schooling nicht ersetzen.
Aus all diesen Erwägungen heraus, denke ich, dass das Projekt Coworking-Space, das gerade auf dem Wittinger Marktplatz läuft, ein sehr gutes Beispiel dafür ist, das digitale Zeitalter gelingen kann. Dieses Projekt bietet digitale Arbeitsplätze und eine Lounge (gemütlicher Aufenthaltsort) zum gemeinsamen Gespräch. Es treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die vielleicht neugierig auf den anderen sind. Und höchst wahrscheinlich wird so manche Inspiration durch die Begegnung der unterschiedlichen Gedanken entstehen.
Ja, was für eine Zeit ist das, in der wir leben? Eine Zeit des Umbruchs. Und es ist meines Erachtens die Herausforderung unserer Tage, dies zu erkennen, zu benennen und zu gestalten. Denn auch im Digi-Zeitalter, sollte es doch so richtig menschlich sein. Und dafür lohnt es sich, kreativ zu werden und dafür lohnt es sich, Gott um Beistand zu bitten.
Möge Gottes Segen sie begleiten bei den Dingen, die vor Ihnen liegen.
Christina vom Brocke ist Pastorin in Knesebeck
Die Andacht erschien am 30. April 2021 im Isenhagener Kreisblatt
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