Einpacken

28. Januar 2024

Jetzt wird wieder eingepackt. Kann gut sein, dass ich mal wieder einer der letzten bin. Das macht mir nichts aus, man muss auch mal ein dickes Fell haben. Ich habe ja nicht den ganzen Plunder zu Weihnachten rausgeholt und aufgestellt, um ihn schon eine Woche später wieder wegzuräumen und einzumotten. So ein Weihnachtsbaum soll sich ja auch gelohnt haben. Und die Krippenfiguren dürfen getrost länger als 14 Tage rumstehen und das meist spärliche Tageslicht genießen, bevor sie wieder für den Rest des Jahres in die Kiste müssen.

Die Weihnachtszeit geht zu Ende. Ein paar besondere Wochen im Jahr. Als die Tage immer kürzer geworden sind, haben wir Lichter angezündet; als es draußen immer dunkler wurde, haben wir drinnen Licht gemacht. Das ist nicht so sehr eine Frage der Gemütlichkeit. Die ganzen Kerzen wollen es nicht nur heimelig in unseren Wohnstuben machen, sondern sie wollen uns die Weihnachtsbotschaft ins Haus bringen: dass Gott Mensch geworden ist und Frieden auf Erden sein soll.

Davon durften wir ein paar Wochen träumen. An so vielen Stellen da draußen toben Kriege, im Großen wie im Kleinen. Man mag schon gar nicht mehr hingucken. Das lässt sich ja auch nicht einfach abschalten, jedenfalls zeigt die Erfahrung, dass Streit und Gewalt und Ungerechtigkeit und all der Mist von ganz alleine immer weitergehen. Da kann man eigentlich nur noch einpacken. Es war schön mit den Lichtern am Tannenbaum und in den Fensternischen, wir haben ein Zeichen gesetzt, aber es hat leider keiner gesehen, deshalb wird es jetzt wieder weggeräumt. Am Ende des Jahres gibt es den nächsten Versuch.

An diesem Sonntag hören wir in unseren Gottesdiensten einen Satz aus dem 2. Korintherbrief: „Gott hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben“. Und da tragen wir ihn weiter, wie einen „Schatz in irdenen Gefäßen“. Dass ich mir Frieden wünsche, dass ich eigentlich eine andere Welt haben möchte, das kann ich nicht einfach wie einen abgeschmückten Weihnachtsbaum an die Straße stellen oder in Seidenpapier und Kartons verpacken, wo es den Rest des Jahres lagern muss, bis es im nächsten Winter für ein paar Tage wieder hervorgekramt wird. Es wäre schon ganz angemessen, wenn ich von Weihnachten etwas mitnehme ins wirkliche Leben.

Ein Himmelsschatz in einem irdenen Gefäß, ein heller Schein in meinem Herzen. Und auf meinen Lippen. Es soll Frieden werden auf Erden – das darf ich nicht verschämt für mich behalten, davon soll ich reden, dafür soll ich eintreten. Natürlich werde ich andauernd daran scheitern. Dass ich mir Frieden wünsche, heißt nicht, dass ich ihn immer zustande bringe. Manchmal bringe ich gar nichts zustande. Trotzdem bleibt der Traum vom Frieden. Er ist bitter nötig. Den Weihnachtskrempel packe ich die nächsten Tage wieder ein. Aber das Licht soll leuchten.

Karsten Heitkamp,Pastor im Westen des Isenhagener Landes

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Foto: Jens Schulze
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