Monatsspruch für September
„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ (Psalm 46,2)
Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier hat einer ein unkaputtbares Selbstvertrauen nach dem Motto: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Das Gegenteil ist der Fall: Hier singen keine Sieger. Niemand, der sich stark und souverän fühlt. Hier singen Menschen, die Grund haben, sich zu fürchten. Die sich keiner Täuschung hingeben, sondern wissen, dass ihre Sicherheit von allen Seiten bedroht wird. Psalm 46 zeichnet eine bedrückende Prognose: Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab.
Die bisher bekannte Welt geht unter: Kriege, politische Krisen und Naturkatastrophen. Berge versinken, der Meeresspiegel steigt, ungewohnt heftige Stürme bedrohen die Küsten. Politische Systeme verändern sich mit rasender Geschwindigkeit, Königreiche fallen, Herrscher werden gestürzt. Was gestern noch unveränderbar erschien, ist heute schon verschwunden.
„Und dennoch“: hier setzt das Vertrauen der Betenden an: dennoch bleibt der Segen Gottes über der Stadt Jerusalem, „denn Gott ist bei ihr drinnen“. Gott mitten unter den Betenden. Das ist ein starkes Bild, das den Betenden die Hoffnung gibt: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht.“
Und das Bild reicht noch weiter: Gott, der uns Zuflucht und Stärke sein will, zerstört auch, was uns Sicherheit gab. Er vernichtet Kriegswaffen. Er macht den Kriegen ein Ende.
Dieser Psalm hat Martin Luther zu seinem Reformationslied inspiriert. Auch das Lied hat starke Bilder: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren… Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: Lass fahren dahin, sie haben’s kein’ Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.“
In unserem Alltag wird es in der Regel nicht so vollmundig zugehen. Aber auch wir sind eingeladen: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin“. (V. 11) Auch in unserer Zeit sind wir mit unserer Macht sehr bald am Ende. Was ist dann unsere Zuversicht und Stärke?
Helmut Kramer ist Pastor in den verbundenen Kirchengemeinden Brome-Tülau und Ehra
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