Täglich werden in Deutschland drei Milliarden Kurznachrichten und Mails verschickt. Das sind im Schnitt 37 Kommunikationsvorgänge täglich pro Person. Da sollte man meinen, die Erfahrung von Gemeinschaft sei kein Problem. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die empfundene Einsamkeit nimmt in dem Maße zu, wie die digitalen Netzwerke vermehrt genutzt werden.
Nach dem kirchlichen Jahreskalender haben wir heute den 1. Sonntag nach Trinitatis. Bis in den November werden die Sonntage nach Trinitatis gezählt, dem wohl unbekanntesten christlichen Fest in unserem Land, das wir am vergangenen Sonntag feierten. Nach den Festen der Auferstehung Jesu Christi (Ostern) und der Ausgießung der Heiligen Geistes (Pfingsten) ist Gott in seiner Fülle offenbar, nämlich als der dreieinige Gott von Vater, Sohn und Geist (Trinitatis). Die Fülle Gottes besteht in seiner vollkommenden Gemeinschaft dieser drei Personen.
Es geht nicht um eine theologische Mathematik, die den Unterschied von drei und eins gegen alle Vernunft behaupten will. Es geht um die Erkenntnis: Gott ist Beziehung in sich selbst. Er ist kein entfernter und einsamer Herrscher im Himmel, sondern entfaltet sich in Jesus Christus und im Heiligen Geist. Jesus zeigt mir die Menschlichkeit Gottes und der Heilige Geist ist mir unendlich nah, tröstend, stärkend, leitend.
Wenn ich im Namen des dreieinigen Gottes lebe, bete und handle, dann nehme ich teil an diesem Geheimnis der Menschlichkeit und Nähe Gottes. Die offene Zukunft des Kirchenjahres ist der Raum, in dem ich angesichts der tausend Themen unserer Zeit diese Menschlichkeit und Nähe suchen und leben kann, mit Gott und meinen Mitmenschen.
Das geht sicherlich am besten in direkter und aufrichtiger Begegnung. Aber auch im digitalen Raum: Es geht in den vielen Chats dann nicht nur darum, möglichst witzig und spritzig zu sein, möglichst viele Emojis zu setzen und ständig seine Präsenz zu zeigen, sondern um Formen der Verbindlichkeit und Gemeinschaft gerade im digitalen Medium.
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Hankensbüttel und Sprakensehl
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