Blühende Wunder erleben

04. Dezember 2020

Heute ist Barbaratag. Noch zwanzig Tage bis zum Heiligen Abend.

Wer heute Zweige eines Obstbaums in einen Krug mit warmem Wasser stellt, der kann zu Weihnachten ein blühendes Wunder erleben. Kann erleben, wie die Knospen der Zweige bis Weihnachten treiben, aufbrechen, blühen.

Frühlingsgrüße, mitten im Dezember, wenn der Winter kein Ende zu nehmen scheint. Wenn die Tage so kurz sind. Wenn die Dunkelheit so lang ist. Knospen, zart wie ein Hauch. Manchmal, im Vorübergehen, ein ebenso zarter Duft.

Etwas zu beobachten, was sich langsam verändert, langsam wächst – mir hilft das, diese Zeit zu bestehen. Ich muss dabei genau hinschauen, auf das kleinste Fleckchen Grün achten. Dieses genaue, liebvolle Betrachten gibt der Hoffnung, dass es anders werden wird, Nahrung.  

Darum geht es im Advent: Zu sehen, was noch nicht da ist, aber doch kommt, allem Augenschein zu Trotz. Advent ist Hoffnungszeit, die über den Tellerrand hinausschaut. Jenseits des eigenen Horizonts. Und Hoffnung brauchen wir jetzt.

Ich werde also am 4. Dezember in den Garten gehen mit der Schere in der Hand. Die beiden Apfelbäume und der Kirschbaum müssen ohnehin zurück geschnitten werden.

Bis dahin bleibt die Schere noch in der Schublade, auch wenn es mich schon jetzt in den Fingern juckt. Auch das ist eine kleine Vorfreude auf den Barbaratag.

Charlotte Kalthoff ist Pastorin in Wolfsburg-Detmerode

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