Erst die alte Jacke, dann die Gartenschuhe, und ich brauche noch den Rechen für’s Laub. Dann geht das Fegen los. Die Blätter liegen dick auf dem Rasen. Klar: November! Es ist kalt und feucht und riecht auch so. Wie auf dem Friedhof, denke ich und packe die nächste Ladung auf die Schiebkarre. Als ob das Leben ‚Tschüs!‘ sagen wollte. Wachsen, gedeihen, blühen, Früchte – und schon wieder Abschied.
Die nächste Ladung auf die Karre. Und dunkel wird’s auch schon wieder. Ich würd’ mich ja viel lieber hinlegen – aber na gut. Erstmal die Karre ausschütten und dann noch ein bisschen... Ist mein Leben auch so? Knospen, Jugend, Blätter, erwachsen und wachsen, älter werden und fallen – und … ja und was?
Und jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Nee, da ist auch das Pflichtgefühl dahin. Also die Sachen wegräumen. Und wieder rein. Und – nun? Manche nennen das ‚Novemberblues‘. So ein Gefühl von ‚Das macht mich völlig schlaff und in jeder Hinsicht antriebslos‘. Also Jogginganzug, dicke Stricksocken und Sofa.
Dumm nur, dass das bei der Arbeit natürlich nicht geht. Da nimmt niemand Rücksicht auf die Jahreszeit und die Gefühle. Aber ist es denn verkehrt, so etwas in sich zu spüren? Zu fragen, wie sinnvoll das ist, was wir machen?
In den Briefen des Neuen Testaments schreibt Paulus wohl aus dem Gefängnis an seine Freunde in Philippi: „Es zieht mich nach beiden Seiten: Ich möchte am liebsten dieses Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das beste. Aber es ist mir wichtiger, dass ich noch hier ausharre, weil ihr mich braucht.“ (Phil 1,23f).
Er hat keine Lust mehr! Und für ein Gefängnis damaliger Zeit kann ich mir dafür genügend Gründe vorstellen. Ja ja ja! Natürlich kein guter Vergleich mit unserer November-Unlust! Und trotzdem: Es muss Zeit dafür geben zu fragen, was das alles soll. Warum noch weitermachen? Wenn auch in der Kirche nur noch gespart wird? Wenn politisch in Glasgow und anders – wohl kein Aufbruch geschieht...
„...weil ihr mich braucht.“
Winfried Gringmuth ist Pastor im Hasenwinkel
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