Durchbruch

09. Januar 2022

Im Laufe seiner Geschichte hat das alttestamentliche Gottesvolk immer wieder die Erfahrung machen dürfen: wenn wir mit unserer Weisheit am Ende sind, bleibt uns doch die Chance, Gottes Hilfe zu erfahren. Einprägsam ist das überliefert aus der Zeit des babylonischen Exils im 6. Jahrhundert v. Chr. Als die Landstriche verwüstet sind und der Tempel zerstört, wird die Oberschicht verschleppt und somit das Land seiner letzten Grundlagen für einen Wiederaufbau beraubt. Aber die Verschleppten geben nicht auf. Sie finden ihr Vertrauen wieder und schaffen einen Durchbruch. Und sie kennen die Macht von Bildern. Herrliche Bilder sind aus jenen Tagen überliefert:

„Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen“. Schilfrohr war zu der damaligen Zeit bekannt und beliebt: als Schreibrohr, für die Mattenherstellung; als Baustoff. Unversehrte Schilfstängel waren begehrt; die abgeknickten konnte man nicht gebrauchen. Das geknickte Rohr, das nicht zerbrechen soll, wird zum Sinnbild für die Hilfe dem Schwachen gegenüber; auch zum Symbol dafür, dass Gott sein Volk – so geschwächt es auch sein mag – nie aufgeben wird.

„Den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen“. Die ersten Lampen, mit Tierfetten oder Pflanzenölen betrieben, waren flache Steinschalen mit einer Rinne für den Docht aus Pflanzenfasern. Eine Lampe, die regelmäßig neu befüllt wird, damit das Licht nicht erlischt, ist ein schönes Bild für die Hoffnung, dass Gott die Anliegen und Nöte seiner Schutzbefohlenen im Blick hat.

Durchbruch: die Erkenntnis, dass Hilfe in der größten Not da ist – das ist nicht typisch Altes Testament. „Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen“, rät Konfuzius. „Der Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist“, schreibt Rabindranath Tagore.

Durchbruch: der Volksmund sagt: „wo die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten“.

Und was sagen wir? Für ein 2022 mit Zuversicht? Die Jahreslosung wäre nicht der schlechteste Tipp: „Jesus sagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh. 6,37)

Helmut Kramer ist Pastor in Ehra-Lessien.

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Helmut Kramer
Pastor Helmut Kramer
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