Neue Kreatur

29. April 2023

Er ist ein wichtiger Mann in seinem Land, ein hochrangiger Beamter der äthiopischen Königin. Er unternimmt eine Reise nach Jerusalem und will dort den Tempel besuchen. Und er macht zum ersten Mal in seinem Leben die Erfahrung: hier kommst du nicht rein. Egal, wo du herkommst und welchen Rang du hast: der Zugang zum Tempel bleibt dir verwehrt.

Er hat eine alte Schriftrolle gekauft mit Worten eines Propheten aus dem Alten Testament. Und nun liest er auf der Heimreise aus dieser Schriftrolle. Er versucht, die Worte zu verstehen. Von Stellvertretung und von Opfer ist die Rede, von jemand, der sein Leben zum Wohle anderer hergibt.

Und plötzlich steht ein Mann am Wegesrand, der bietet sich an, ihm die Worte der Schriftrolle zu erklären. Philippus heißt er. Er ist Christ und er erzählt dem hohen Beamten aus dem Leben Jesu: wie er unter den Menschen gewirkt hat, wie er sie begeistert hat mit seiner Botschaft von der Liebe Gottes; wie ihm nach dem Leben getrachtet wurde; wie er am Kreuz einen grausamen Tod starb; und wie Gott ihn zu neuem Leben erweckt hat.

Er erzählt ihm, dass Jesu Freunde und Jünger in dem Geschehen der Auferstehung lernen durften: Gott ist an unserer Seite geblieben trotz der Erfahrung von Karfreitag. Jesus lebt und er lässt alle, die an ihn glauben, an einer neuen Hoffnung teilhaben.

Der hohe Beamte aus Äthiopien ist beeindruckt. Eben noch hat er die Erfahrung machen müssen: du gehörst nicht dazu. Und nun eröffnet ihm jemand mitten in der Wüste: du musst nicht nach Jerusalem reisen, um bei Gott zu sein. Du bist es, wo Gott wohnt. Du bist Gottes Haus und Wohnung zusammen mit all denen, die getauft sind auf den Namen Christi. Philippus erklärt ihm die Taufe; und in dem Fremden reift der Wunsch, getauft zu werden. Genau das tut Philippus: er tauft ihn in einem nahegelegenen Fluss und der Beamte setzt seinen Weg fort in der Gewissheit: ‚das war das Beste, was mir bisher passiert ist. Ich bin mit neuem Leben beschenkt. Ich bin da angekommen, wo die Türen offen sind, die mir bisher verschlossen waren. Ich bin am Ziel und es geht weiter‘.

Die Apostelgeschichte des Lukas erzählt die Geschichte dieses Mannes und ein Film aus der Reihe der „Begegnungen mit der Bibel“ hat sie aufgegriffen und für unsere Zeit lebendig gemacht: „Ich bin am Ziel und es geht weiter“. Erzählt wird: der Mann „zog seine Straße fröhlich“. Es heißt, dass er eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben soll bei der Entstehung der Kirche in Äthiopien.

Neue Kreatur – neue Impulse – neue Begeisterung – ob das heute auch noch möglich ist? Die Rückbesinnung auf unsere eigene Taufe könnte uns einer Antwort näherbringen.

Helmut Kramer ist Pastor der verbundenen Kirchengemeinden Ehra und Brome-Tülau

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Helmut Kramer
Pastor Helmut Kramer
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