„Wir müssen kriegstüchtig werden“, hat der Bundesverteidigungsminister vor bald zwei Jahren gesagt. Ich bin damals etwas zusammengezuckt, als ich das gehört habe. Was für ein Wort! Einen gewissen militaristischen Klang wird es nicht los, eine Geschichte hat es auch. Tüchtig zu sein, ist eine Tugend. Aber wer will eine Tugend darin sehen, Krieg zu führen? Mir schmeckt das Wort nicht.
Ich kann mir ja denken, was gemeint ist: Wenn unser Land bedroht oder angegriffen wird, dann sollen wir uns wehren können, am besten erfolgreich. Dazu werden Waffen benötigt, dafür wird gerade viel Geld ausgegeben. Und genauso braucht es die innere Bereitschaft, sich auch wehren zu wollen. Das ist vermutlich mit „kriegstüchtig“ gemeint.
Es ist viel darüber diskutiert worden, wie Christenleute sich dazu verhalten sollen. Natürlich können wir die Augen nicht vor der Realität verschließen. Und die sieht nun einmal so aus, dass Kriege geführt werden. Wer angegriffen wird, muss sich verteidigen dürfen. Das gehört zur Lehre vom gerechten Krieg, die in zweitausend Jahren christlicher Geschichte immer weitergeschrieben worden ist.
Trotzdem halten wir etwas anderes viel höher: den Traum vom Frieden. An diesem Sonntag wird uns dieser Traum vorgelesen: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ (Jesaja 2,4)
Zugegeben, es ist ein Traum. Wie bei so vielen Träumen kann man auch hier nicht einfach davon ausgehen, dass sich die Wirklichkeit danach richtet. Die Bibel selber sagt, dass das erst „zur letzten Zeit“ (Jesaja 2,2) so sein wird, wenn Gottes Herrschaft beginnt. Vorerst sieht die Wirklichkeit anders aus.
Trotzdem – oder gerade deshalb – ist es gut, wenn wir unseren Traum nicht vergessen und uns und andere immer wieder daran erinnern. Auch auf die Gefahr hin, als Traumtänzer betrachtet oder beschimpft zu werden: Es soll um Gottes willen Frieden sein, kein Krieg. Und unsere Aufgabe ist es, das stets aufs Neue zu sagen, auch wenn es niemand hören will, und alles dafür zu tun. Nicht kriegstüchtig müssten wir werden, sondern friedenstüchtig. Aber das ist wohl noch ein weiter Weg.
Karsten Heitkamp ist Pastor im Westen des Isenhagener Landes
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