Kennen Sie Mr. May? Er ist Mitarbeiter einer Beerdigungs-Behörde in London, zuständig für einsam Verstorbene. Er versucht, ihre Angehörige ausfindig zu machen, etwas über sie und ihr Leben herauszufinden und ihnen eine würdige Grabrede zu halten. Bei der Trauerfeier folgt Mr. May dem Sarg fast immer allein. Leicht gebeugt, mit nachdenklich traurigem Blick, erscheint er als Verkörperung von Pietät und Anteilnahme - weil für ihn jeder Mensch Erinnerung und Anteilnahme auch im Tod verdient.
Aber sein Chef denkt anders und kündigt Mr. May: „Wozu der Aufwand, wenn es niemanden mehr interessiert. Wir müssen sparen!“
Mr. May ist übrigens eine Filmfigur, die Hauptfigur des Filmes ‚Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit‘. Der Film gefällt mir so gut, weil er nicht nur die Zartheit zeigt, mit der die Hauptperson den Verstorbenen die letzte Ehre erweist, sondern auch, wie er, der keine Familie und keine Freunde hat, der sein ganzes Leben in den Dienst dieser Suche nach den Verlorenen stellt, in dieser Suche auch den eigenen Lebenssinn findet.
Und dann, ganz plötzlich, findet er auch die Liebe!
Jetzt könnte eigentlich alles gut werden.
Aber da verunglückt Mr. May bei einem Verkehrsunfall…
Und weil sich keiner die Mühe macht, seine Freundin ausfindig zu machen, steht an seinem Grab keiner. Und keiner hält eine würdige Grabrede.
Aber Gott sei Dank gibt es die Auferweckung. Wie das geht, wissen wir nicht, darf sich aber jede:r selbst ausmalen. In unserem Film geht das so: In der Dämmerung strömen die einst Verstorbenen, die Mr. May begleitet hat, von allen Seiten zu seinem Grab. Es sind all die Menschen, die er selbst auf ihrem letzten Weg begleitet hat, alle, die er nicht dem Vergessen überließ, sondern aufspürte, kennenlernte anhand der Dinge, die einmal zu ihrem Leben gehört hatten, und die er behutsam sichtete.
Nun kommen sie herbei, von allen Seiten.
Ein wunderbares Bild für Auferstehung. Es zeigt:
Trost kann dort wirken, wo Menschen sich Schmerz und Leid aussetzen, dableiben und nicht von der Seite weichen. Das ist radikal, radikal schmerzhaft, aber auch radikal wichtig.
Trost geschieht genau da und ist genau darin Glück.
Uta Heine ist Pastorin in Wolfsburg
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