Das Wort ‚Krise‘ wird derzeit ja gern benutzt. Passend dazu gab es vor rund drei Wochen in der Tageszeitung einen umfangreichen Artikel mit der Überschrift ‚Kauflaune ist derzeit so schlecht wie nie zuvor‘.
„Kein Wunder!“, habe ich gesagt und daran gedacht, wie und was ich selbst einkaufe. Weniger jedenfalls. Und ich achte stärker auf den Preis. Fahre deutlich weniger mit dem Auto – ist jetzt im Ruhestand aber auch viel einfacher als zuvor. Und – habe ich gelesen! – gehamstert werde auch wieder. Allerdings statt Klopapier und Mehl jetzt Brennholz und kleine elektrische Heizgeräte.
Ja, geht’s noch!? Hauptsache ICH! – und die anderen sind mir doch völlig wurscht? Ist das jetzt unsere Gesellschaft, in der ‚Gemeinschaft‘ nur noch ein Wort im Lexikon ist? Und zur gleichen Zeit können sich Hersteller von Luxusuhren vor Anfragen und Aufträgen gar nicht mehr retten.
Von älteren Menschen (also noch älter als ich) habe ich oft gehört, dass in der
Zeit nach 1945 zwar niemand von ‚Solidarität‘ geredet hätte. Aber sie wäre gerade bei denen, die wenig bis nichts hatten, ganz handfest erlebbar gewesen! Sie wussten freilich auch von deutlich anderen Erfahrungen zu berichten. Wiederholt sich Geschichte doch?
Mir geht seit dem Zeitungsartikel dieser Satz Jesu durch den Kopf: „Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; Sie werden satt werden“ (so nach Matthäus, Kap. 5,6). Klar, auch Jesus hat das Reich Gottes im Sinn – wenn also alle Herrschaften auf der Erde abgedankt haben. Aber es sollte doch auch Wirkung haben im Jetzt bei denen, die hören können!
Dass diejenigen, die unter der Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich leiden, einen besseren Weg finden als nur zu jammern. Ansätze hat’s übrigens viele gegeben! Selbst der stinkreiche Jakob Fugger hat in Augsburg mit einer Wohnsiedlung in dieser Richtung gehandelt. ‚Na toll! Der musste sich um sei nen Lebensstil trotzdem keinerlei Sorgen machen!‘
Das stimmt. Doch das Prinzip hat selbst unser Grundgesetz übernommen: Eigentum verpflichtet! Wenn sich das jede und jeder wirklich zu Herzen nähme. Oder geht’s uns so dreckig, dass wir demnächst alle betteln müssen?
Ich habe da meine Zweifel. Außerdem habe ich Jesus nicht im O-Ton gehört. Die Verheißung ließe sich auch als Warnung verstehen. Dass am Schluss nur diejenigen satt werden, die für die anderen so sehr gesorgt haben wie für sich selbst?
Winfried Gringmuth ist Pastor im Ruhestand
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