„Cantate Domino canticum novum!, mit diesen Worten beginnt in der lateinischen Bibel der Psalm, der am kommenden Sonntag im Gottesdienst gesprochen wird. Der Sonntag trägt deshalb den Namen ‚Kantate‘:
„Cantate Domino canticum novum!“ Das heißt ins Deutsche übersetzt: „Singet dem Herrn ein neues Lied!“ (Psalm 98,1). Am Sonntag ‚Kantate‘ hat die Kirchenmusik ein besonderes Gewicht. Gesangs- und Instrumentalchöre lassen das Wort Gottes in ihren Liedern hörbar werden. Organisten entlocken ihren ‚königlichen‘ Instrumenten leise und zarte Töne, die meine Seele berühren und mich still werden lassen; aber auch majestätisch brausende Melodien, die mich mitreißen zu jubelnder Freude über Gottes Liebe.
Neben meinem Laptop liegen die aufgeschlagenen ‚Freitöne‘. Eine Sammlung althergebrachter, vor allem aber neuer Lieder. Zum Reformationsjubiläum 2017 von der Evangelischen Kirche gedruckt. Viele der neuen Lieder sind mir vertraut geworden. Andere Melodien sind mir noch fremd.
Eines der mir vertrauten Liederhabe ich aufgeschlagen: „Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben!“ Unwillkürlich singe ich die Worte mit. Stocke aber nach der ersten Zeile. Ich komme ins Nachdenken: „Ich sing dir MEIN Lied, in ihm klingt mein LEBEN?“ Welche Töne, welche Melodie hat mein Lebenslied? Welche Worte erklingen in ihm?
Da sind die fröhlichen Töne, Melodien und Worte. Voller Freude und Lachen. Kindheit und Jugend. Schule und Studium. Liebe und Hochzeit. Geburt und Heranwachsen der Kinder. Geburtstage und Feste. Urlaube und erfüllende Arbeit.
Aber da sind eben auch die traurigen: Enttäuschungen. Misslingen und Versagen. Krankheit. Abschied und Trauer. Die Melodie meines Lebensliedes erklingt nicht nur in Dur, sondern auch in moll.
„Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben!“ Die aus Brasilien stammende Melodie prägt sich meinem Ohr ein. Sie bringt meine Seele zum Klingen und gibt ihr Worte, die ich singend zu Gott sage. Auch, wenn er in dem Lied anders genannt wird: Quelle, Hüter oder Freundin des Lebens.
Mein Lebenslied. Ich singe es nicht für mich. Ich singe es auch nicht für andere Menschen. Ich singe mein Lebenslied vor Gott. Er hört es, das Fröhliche wie das Traurige. In moll und in Dur.
Das hat auch der Sänger des 98. Psalms gespürt. Ja, er war sich sicher: Gott hört unser Lebenslied. Unsere Freude und unsere Trauer. Unsere Klage und unseren Jubel. Gott lässt uns in beidem nicht allein. Er ist Nähe, die heil macht. Er ist Hoffnung auf steinigen Wegen. Er ist Zukunft des Lebens.
Deshalb der Sonntag Kantate. Wir singen, spielen und hören ein dankbares Loblied Gottes. Ich bin dabei. Im Gottesdienst. Kommen Sie mit.
Pastor i.R. Andreas Salefsky arbeitete in den Kirchengemeinden Zasenbeck-Radenbeck und Knesebeck. Er lebt im Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau in Zasenbeck. Seit 2017 übernimmt er pastorale Gastdienste im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen.
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