Jetzt in der Ferienzeit haben sie wieder Hochkonjunktur: Fotos von der auf- oder untergehenden Sonne. Wahlweise am Strand oder in den Bergen, über der Heide oder zwischen Industrieruinen – am frühen Morgen und am späteren Abend sind die Dinge in ein besonderes Licht getaucht, in dem alles irgendwie schön aussieht.
Licht kommt in der Bibel oft vor. „Es werde Licht“, spricht Gott, und damit fängt alles an. „Gott ist mein Licht und mein Heil, wovor sollte ich Angst haben?“, heißt es in einem Psalm. Und Jesus spricht gleich zweimal an prominenter Stelle vom Licht: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Johannes 8,12) Und: „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Matthäus 5,14) Alles Variationen des einen Grundgedanken: Durch Gott und Jesus Christus kommt Licht in die Welt und in mein Leben.
„Ihr seid das Licht der Welt. Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten!“ Ich habe sofort ein Zerrbild vor Augen. Von lauter strahlenden Menschen, erfolgreich und schön, zufrieden mit sich und der Welt. Was für ein Glück, dass man auf der Sonnenseite des Lebens steht. Ein Zerrbild, wie gesagt, regelrecht eine Karikatur. Trotzdem begegnen mir immer wieder Menschen, auch Christenmenschen, die sich und ihre Welt offenbar so sehen.
Es ist nicht unsere Aufgabe, als Strahlemänner und -frauen aufzutreten, uns selbst ins Rampenlicht zu stellen. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns überhaupt irgendwie darzustellen – Selbstdarsteller gibt es mehr als genug. Unsere Aufgabe ist es, Licht in die Welt zu bringen. In all die dunklen Ecken, in die sich nicht so oft ein Lichtstrahl verirrt. Zu denen, in deren Leben es von alleine nicht hell wird.
Christenleute sind Lichtgestalten. Und zwar in einem bestimmten Sinn. Es kommt nicht darauf an, dass wir uns ins rechte Licht rücken. Wer angestrahlt wird, wirft auch lange Schatten. Wir sind Lichtgestalten, weil wir das Licht nicht für uns behalten wollen, sondern es gerne weiterschenken: an Arme und Kranke, Mühselige und Beladene, Geschundene und Traurige, Fertige und Ungeliebte, Zöllner und Sünder, Benachteiligte und Widerliche, Abgedriftete und Ausgestoßene und die, die es halt nicht schaffen.
Wenn es dazu kommt, dann ganz anders als in all den Urlaubsparadiesfotoinszenierungen. Dann gibt es wirklich schönes Licht in der Welt.
Karsten Heitkamp ist Pastor im Westen des Isenhagener Landes
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