Gott oder Dusel?

11. Oktober 2020

Am vergangenen Sonntag haben wir Erntedankfest gefeiert. Der Tag im Jahr, an dem wir uns bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir alles haben, was wir zum Leben brauchen. Und deshalb darf und soll man mal Danke sagen.

Zuerst den Bauern, die unsere Nahrung produzieren. Dann allen, durch deren Hände die Nahrungsmittel gehen, bis sie auf unserem Teller liegen. Und schließlich Gott, der seinen Segen auf Wachstum und Gedeihen gelegt hat. Weiter, so Martin Luther, sollen wir auch danken für alles, was wir sonst zum Leben brauchen: Persönliches Wohlergehen, menschliche Beziehungen, körperliche Unversehrtheit, politische Stabilität und Frieden. Auch allen Menschen, die sich hierfür einsetzen und arbeiten, bin ich dankbar.

Dankbarkeit ist etwas Gutes. Etwas, das es wert ist, nicht nur zu besonderen Anlässen praktiziert zu werden. Denn Dankbarkeit tut gut. Sie tut denen gut, denen wir danken. Mehr noch mir selbst. Sie verändert meinen Blick auf die Welt. Sie verändert mich.

Mir ist etwas Gutes passiert. Oder eine Sache ist gerade nochmal gut ausgegangen. Da macht es einen Unterschied, ob ich glaube, dass ich Dusel, Glück oder Schwein gehabt habe oder ob ich dankbar für das Gute und für die Bewahrung bin, die ich gerade erlebt habe. Als Christ gesprochen: dass ich Gott dankbar bin. Dafür, dass ich jederzeit mit ihm rechnen darf. Auf den „grünen Auen“ meines Lebens ebenso wie in den „finsteren Tälern“, wie es im 23. Psalm heißt.

Dankbarkeit ist mehr als eine nette Geste oder eine verblasste Sekundärtugend. Dankbarkeit ist eine Lebenseinstellung. Sie enthebt Dich und mich des Zwanges, der „Macher“ des eigenen Lebens zu sein. Alles selbst hervorzubringen zu müssen, damit mein Leben „gelingt“. Dankbarkeit macht Dich und mich zu Empfangenden, zu Beschenkten. Daraus schöpfe ich auch die Kraft, das andere, das Schwere, das mir das Leben auch auferlegt, zu tragen.

Also seien wir dankbar! So oft es geht. Weil es besser ist. Und weil ich im Leben lieber auf Gott vertraue als auf den Dusel.

Ihr Jörn Kremeike, Pastor in Hankensbüttel

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J. Kremeike
Pastor Jörn Kremeike
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