Feiern bedeutet Unterbrechung

02. Dezember 2022

Advent und Weihnachten – das ist so etwas wie der Sonntag des Jahres. Eine Festzeit, die im Prinzip bis zum Dreikönigstag am 6. Januar andauert, und eigentlich schon vor dem Advent beginnt. Feste sind Auszeiten, besondere Tage, bei denen der Mensch zur Seite treten und sich auf das besinnen kann, was wirklich wichtig ist. Zeiten, das Leben selbst zu feiern: Familie und Freunde, Essen und Trinken, Musik und Ausgelassenheit, Geschichten und Spiel. Der Alltag ist unterbrochen, und all das, was sonst so auf einen einprasselt, kann getrost zurückgestellt werden. Wer feiert, erlebt eine Art Zeitlosigkeit.

Weihnachten – ein Fest für alle. Ganz gleich welcher Nationalität und Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung. Alle feiern, jeder Einzelne und jede Familie, jede Institution und Gemeinschaft, auf ihre jeweils eigene Weise. Erinnerungen werden wach – da war doch noch was! Wir halten inne und geben sie weiter, mit kleinen oder großen Geschenken oder auch nur mit Gesten und einem freundlichen Wort: Freude und Liebe, Licht und Zuversicht.

Die ersten Christen feierten die Geburt Jesu noch gar nicht. Viel wichtiger war ihnen Ostern, der Tag seiner Auferstehung. Der 6. Januar wurde später als der Tag von Jesu Taufe gefeiert – in orthodoxen Kirchen wird noch heute Weihnachten am 6. Januar gefeiert. Erst seit dem 4. Jahrhundert hat sich die Feier des Weihnachtsfestes am 25. Dezember durchgesetzt. Der Name ‚Weihnachten‘ bedeutet ursprünglich ‚geweihte Nächte‘, denn es ist Zeit der Wintersonnenwende, der kürzesten Tage des Jahres. Die längsten Nächte werden endlich überwunden, und die Hoffnung keimt auf, dass die Tage wieder länger werden und das Licht immer mehr die Oberhand gewinnt.

Hat all der Weihnachtstrubel also doch seinen Sinn – ganz gleich wie ich feiere? Ja! Es hat etwas mit Religion und mit echtem Leben zu tun. Denn es hält die Erinnerung wach: Wir sind mehr als Arbeitstiere und potentielle Kunden. Denn Feiern bedeutet Unterbrechung. Und wir erinnern uns: Das tut gut.

Dirk Wagner ist Pastor für Industrieseelsorge in Wolfsburg und Student:innenpastor in Hannover

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Pastor Dirk Wagner
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An der Christuskirche 2
38440 Wolfsburg