Beim letzten Treffen unseres Hauskreises erinnerte jemand daran, wie ge-sund wir, die wir in der Runde beisammen waren, in den letzten Monaten gewe-sen seien. All die Corona-Vorschriften hätten dazu geführt, dass nicht nur dieses Virus eingedämmt wird, sondern auch viele andere. Deswegen würden wahr-scheinlich viele Menschen in einem Abstandsmodus bleiben, auch wenn die aku-te Gefahr vorbei sei.
Die Statistik belegt diese Erfahrung: Die Zahl der an Grippe Erkrankten ist im vergangenen Winter deutlich geringer gewesen, als in den Jahren zuvor. Das-selbe gilt für die einfachen Erkältungen.
Auch in den nächsten Monaten werden wir mit Inzidenzen, Einschränkungen und den Diskussionen darüber zu tun haben. Manchmal habe ich den Eindruck, viele Zeitgenossen hätten darüber vergessen, wie sehr die Gefahr des Krankwer-dens eigentlich zum Alltag gehört, ganz unabhängig von Corona. In den Jahren bis 2019 nahm unsere Gesellschaft relativ gelassen hin, wieviele Menschen jähr-lich an den Folgen von Atemwegserkrankungen sterben. Mit dieser Erinnerung will ich Corona keineswegs auf dieselbe Stufe wie die Grippe stellen! Die Gefahr ist da und sie ist groß.
Dennoch dürfen wir unsere seelischen und gesellschaftlichen Energien nicht damit verbrauchen, noch die letzten Sicherheiten herauszuholen. Denn die gibt es nicht. "Der Geist hilft unserer Schwäche auf!" schreibt Paulus im Römerbrief. Unsere Schwäche ist eine schlichte Tatsache. Dazu gehört die Möglichkeit, krank zu werden. Auch wenn die körperliche Konstitution unter uns sehr unter-schiedlich ist: wir alle können krank werden und werden es auch.
Für mich ist es in diesen Monaten eine besondere Herausforderung, die all-gemeine Sorge wegen Corona mit der christlichen Gelassenheit zum Ausgleich zu bringen. Krankwerden gehört für mich zu den Grenzen der Endlichkeit, in de-nen Gott mich geschaffen hat. "Friede und Freude im Heiligen Geist" sind für mich die Gottesgaben, die das Gefängnis von Sorge und Angst aufbrechen - im-mer und immer wieder.
Ich wünsche uns den immer wieder gelingenden Ausgleich von Aufmerk-samkeit und Gelassenheit. Damit wir in Schwäche und Bedrohung die Freude am Leben nicht verlieren. Denn dazu hat Gott uns berufen!
Dr. Heinrich Springhorn ist Pastor in Sprakensehl und Hankensbüttel
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