Spaziergang durch den Ort
Ich gehe durch die Straßen unseres Ortes. Das tue ich häufig. Es ist es nichts Besonderes. Aber manchmal gehe ich anders durch den Ort. Dann denke ich bei jedem Haus an die Menschen, die hier leben. Unsere Nachbarin von schräg gegenüber ist seit vier Wochen Witwe. An der Trauerfeier für ihren Mann durften wir gerade noch teilnehmen. Kurz darauf war es wegen Corona nicht mehr möglich, Nachbarn oder Freunde beim Abschied von einem Menschen zu begleiten. Ich hätte sie gerne schon wieder einmal besucht. Nun winken wir uns über Straße hinweg zu und ich werfe ihr einen kleinen Gruß in den Briefkasten. Ich gehe weiter, vorbei an einem der letzten Landwirte in unserem Ort. Ein Stoßgebet für alle, die in der Landwirtschaft arbeiten geht mir durch die Gedanken: „Lass es regnen“. Später erreiche die Schule und den Kindergarten. Alles ist so leer. Ich vermisse den Lärm, die Rufe, das Toben. Wie geht wohl den Familien zu Hause? Halten sie es gut miteinander aus? Viele von ihnen kenne ich. Manches Gesicht habe ich plötzlich vor Augen. Die Zeilen eines alten Kinderliedes gehen mir durch den Kopf: „…kennt auch dich und hat dich lieb.“ Wie gut – Gott kennt alle, nicht nur die, die ich ihm im Gebet anvertraue.
Heike Burkert ist Pastorin im Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen
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