„Mama, darf man sich eigentlich auf seinen Geburtstag freuen, auch wenn gerade Menschen an Corona sterben?“ Ich muss schlucken. Meine Tochter freut sich gefühlt seit Anfang des Jahres auf ihren Geburtstag Mitte April. Sie hat Listen geschrieben, wer zum Kindergeburtstag eingeladen werden soll und wer zur Feier mit den Erwachsenen. Sie hat Pläne gemacht, was es zu essen geben soll und natürlich welche Geschenke sie sich wünscht.
Und nun: Corona. Kann man in diesen Zeiten Geburtstag feiern? Darf man sich freuen, dass man lebt, wenn gerade so viele Menschen krank sind und auch sterben?
„Ja“, sage ich ihr. „Ja, man darf sich freuen und man darf feiern! Wir helfen niemandem, wenn wir alle traurig sind. Und das ist bestimmt auch nicht das, was Gott will. Denn es ist der gleiche Gott, der uns das Leben gibt und der es am Ende wieder aufnimmt. Und dazwischen ist viel Zeit. Zeit, die er uns geschenkt hat. Lebenszeit. Die dürfen wir nutzen und genießen.“
In jedem Krieg, in jeder Krise der Menschheit, werden Ehen geschlossen, Kinder geboren, feiern Menschen das Leben. Klar, Geburtstag in Zeiten von Corona ist anders: Die Gäste bleiben zuhause, aber schicken kleine Holzherzchen mit einem lieben Gruß, die in einen Bilderrahmen hinter Glas kommen. Eine Art Gästebuch. Kuchen gibt es, Kerzen, Blumen, ein Ständchen und Geschenke natürlich auch.
Wir feiern das Leben und die Zeit, die uns geschenkt ist – jeder Tag, jeder Monat, jedes Jahr! Gott sei Dank!
Tanja Klettke ist Pfarrerin in Velpke und Mackendorf (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)
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