Getauft – Erwählt
Mit dem Erwählt Sein ist das so eine Sache: der Unhold des 20. Jahrhunderts sprach von „der Vorsehung“, die ihn erwählt habe, um eine neue Weltordnung zu schaffen. Mit der Idee, es gäbe nur ein Recht in dieser Welt und dieses Recht läge in der eigenen Stärke, stürzte er die ganze Welt ins Verderben. Bis heute spuken ähnliche Gedanken in den Köpfen einiger Zeitgenossen: da wird dann auf das angeblich Eigene gepocht, auf die eigene Stärke, auf die eigene Macht, die eigene Hochkultur; die eigene Nation; die eigene „…-zugehörigkeit“.
Die Geschichte dieses Gedankens ist nicht erst im 20. Jahrhundert geboren, sondern geht weit zurück. „Experten“ meinen, die ganze Geschichte des Alten und Neuen Testaments im Allgemeinen und die des Christentums im Besonderen sei nie ohne diesen Gedanken der Erwählung ausgekommen.
Vielleicht lohnt sich gerade deswegen, noch einmal genauer hinzugucken:
Am 6. Sonntag nach Trinitatis begleitet uns ein biblisches Wort aus dem 5. Buch Mose. In Krisenzeiten lässt Gott seinem Volk ausrichten: Ich liebe Dich: es ist meine Entscheidung. Du bist zwar das kleinste und geringste Volk. Aber ich bin auf Deiner Seite. Gott stellt sich also auf die Seite der Geringen, der Bedrohten, der Geschundenen. Die ganze Geschichte des Alten Testaments belegt, dass Gott immer so ist: er ist bei denen, die am Rande stehen.
Und das tut er, weil sie eine Aufgabe zu erfüllen haben: sie sollen nicht nach dem Recht des Stärkeren leben, sondern nach dem Recht Gottes; nach seinem Willen, im Vertrauen auf ihn.
Denn sein Recht und sein Wille sind: Liebe. Wenn ich jemand liebe, dann bin ich bemüht, alles zu tun, dass es ihm/ihr gut geht. So ist das bei Gott auch. Er wendet alles auf, um seinen Menschenkindern zu zeigen: ich bin für Euch da. Ihr dürft mir vertrauen.
Die Menschen suchten Zeichen, die ihnen belegen sollten, dass diese Worte wahr sind. Im Alten Testament gab Gott ihnen die Gebote. Zeichen für die Liebe. Zeichen für das Leben. Im Neuen Testament gab er ihnen die Taufe. Und die sagt bis heute: von Anfang an habe ich Dich geliebt. Ohne Gegenleistung. Ich bin da. Und Du darfst auch da sein: lass Dich ein auf meine Liebe: in guten wie in schlechten Zeiten.
Es grüßt Sie herzlich in der Verbundenheit der Taufe
Ihr Helmut Kramer, Pastor in Ehra-Lessien
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