Andacht zum Sonntag

03. Mai 2020

Jubilate?

Diese milden, fast frühsommerlichen Tage des Aprils – ich habe sie genossen.

Auch weil die Zeit eine andere geworden ist. Es gab kaum Termine, die eingehalten werden mussten. Die beruflichen Aufgaben waren überschaubar. Unerwartete Freiräume, die mir wie ein großes Geschenk erschienen. Bei allem, was Sorgen machte und das Leben vorsichtiger gestalten ließ, waren die Tage doch von einer großen Ruhe und Gelassenheit geprägt.

Unser Haus liegt am Rande des Dorfes. Gleich nebenan wächst Wintergerste, dahinter ist Sommergetreide eingesät. Meine Sinne öffneten sich für die Welt um mich. Mit den wärmer werdenden Tagen gab es immer wieder Neues zu entdecken. Der Kirschbaum entfaltete als erster seine weißen Blüten. Danach der Birnbaum, dann das helle Rot des Apfelbaums. Über allem liegt der Duft der Blüten und Blumen.

Das Summen „unseres“ Erdbienenvolkes dringt an mein Ohr.

An den Weinreben erste glänzende Blätter. Ihre Blüten werden sich in den nächsten Tagen öffnen.

Erinnerungen an das vergangene Jahr werden in mir wach. An dunkelrote Kirschen und goldgelbe Birnen. An weiße, roséfarbene und rote Weintrauben. Sie waren lecker.

Der heutige Sonntag heißt „Jubilate!“ Nach dem lateinischen Anfang des 66. Psalms: “Iubilate Deo, omnis terra!” - „Jauchzet Gott, alle Lande!“  In diesem Psalm erklingt das Lob der Schöpfergüte Gottes – der auch das so wunderbar gemacht hat, was mich und meine Sinne in diesen Tagen erfüllt und erfreut.

Die Situation aber, mit der wir leben müssen, kann in uns das Lob Gottes verstummen lassen. Klage liegt uns näher. Und Trauer. Auch Fragen. Wir mögen uns von Gott verlassen fühlen.

Im Evangelium des Sonntags Jubilate sagt Jesus zu seinen Freunden: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

Wir sind – wie die Freunde Jesu - nicht von Gott verlassen, sondern ganz eng mit ihm verbunden. So wie die Reben, die Trauben, mit dem Weinstock.

Dem Beter des 66. Psalms war übrigens nicht immer zum Lob Gottes zu Mute. In seinem Leben gab genug, worüber er klagen konnte. Er hatte Leid, Not und Tod gesehen. In allem hatte er immer darauf vertraut, dass Gott ihn nicht fallen lässt, sondern ihn in seiner Hand trägt.

So endet der Psalm mit den Worten:

„Gott hat mich gehört.
Mein lautes Flehen hat er beachtet.
Gepriesen sei Gott!
Mein Gebet hat er nicht abgewiesen
und seine Güte nicht von mir genommen.“
(Psalm 66, 19-20 Basisbibel)

In diesem Vertrauen möchte ich in die kommende Woche gehen.  In der Hoffnung, dass wir – was auch kommen mag - mit Gott verbunden sind und bleiben.

Andreas Salefsky ist Pastor im Ruhestand, er leistet Pastorale Gastdienste in den Kirchengemeinden Ehmen, Sülfeld und Wettmershagen und lebt in Zasenbeck

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Andreas Salefsky
Pastor i.R. Andreas Salefsky