Andacht zum Sonntag

06. September 2020

Kennen Sie das Buch ‚Zebraland‘? Ich kannte es nicht. Es ist ein spannender Roman. Darin wird von vier Jugendlichen erzählt, die auf der Rückfahrt von einem Konzert Fahrerflucht begehen. Im Radio hören Sie von dem Tod der Mopedfahrerin. Nun entspinnt sich ein Thriller. Nach einer langen Diskussion geben sich die Jugendlichen ein Schweigegelübde. Sie sagen sich, dass der Unfall keine Absicht war, es war neblig und dunkel. Und es würde gar nichts ändern, wenn sie sich bei der Polizei melden würden. Sie würden nur ihre Zukunft vermasseln. Also macht jeder weiter wie immer.

Neulich saßen wir mit Freunden zusammen. Es war ein lauer Sommerabend. Wir genossen den Wein und die Gemeinschaft.  Doch plötzlich waren wir mitten in einer hitzigen Diskussion über uns und unsere Zeit. Klimawandel und Kreuzfahrten, Auslandsurlaub und Corona, Tierhaltung und günstiges Einkaufen, Wasserverbrauch und Waldsterben und so weiter. In einem Moment der Stille hinein sagte jemand: „Was können wir schon machen? Das bringt doch gar nichts. Es ändert sich nichts!“

Den Jugendlichen im ‚Zebraland‘ werden durch einen Erpresser gezwungen, ihr Leben zu ändern. Sie müssen etwas tun, sonst fliegen sie auf. Judit z.B. soll auf die Qualifizierung für die Jugendmeisterschaft verzichten und Philipp auf den Chefredakteur-Posten bei der Schülerzeitung. Die Forderung des Erpressers trifft sie sehr hart. Aber sie gehen darauf ein.

Wir kamen in unserer Diskussion an diesem lauen Sommerabend zu keinem stimmigen Ergebnis. Doch uns allen war klar, dass der Gedanke „Was können wir schon machen? Das bringt doch gar nichts. Es ändert sich nichts“ schnell gedacht und doch falsch ist.

Ob die vier Freunde sich der Polizei stellen, das verrate ich hier nicht. Nur so viel sei gesagt. Sicher, die Mopedfahrerin wird nicht wieder lebendig. Aber die Selbstverpflichtung der Jugendlichen ist wie eine Selbstreinigung. Sie verändern ihre Einstellung zum Leben.  

Und es ginge unserer Welt heute bestimmt viel besser, wenn mehr Menschen umdenken würden. Das muss ja gar nicht radikal sein. Doch „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern, können nur zusammen das Leben bestehn.“ (Lied von Berndt Schlaudt)

Das wünsche ich uns, dass wir nach und nach unsere Schritte finden. Eben kleine Schritte, die jeder für sich tun kann. Und das sieht eben bei jedem anders aus.

Gottes Segen möge uns alle in diesen Zeiten der Veränderungen in unserer Welt geleiten, so dass wir Wege finden, die für die Welt und uns gut sind. Und vielleicht haben Sie ja Lust dabei einfach mitzumachen.

Ihnen wünsche ich eine gesegnete Zeit. 

Christina vom Brocke ist Pastorin in Knesebeck

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Pastorin Christina vom Brocke
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