Aschermittwoch liegt gerade hinter uns, im Kirchenjahr steht die Passionszeit an. Also kommen in den Kirchen jetzt ganz viel Texte vor über die letzten Taten, Reden und Begegnungen von Jesus Christus vor seiner Hinrichtung in Jerusalem. Aber wer will solche Geschichten schon hören?
Denn es steht doch der Frühling in den Startlöchern, offiziell ab dem 20. März. Die ersten deutlicheren Sonnenstrahlen kommen durch. Im Frühjahr wagen sich viele Damen und Herren an Diäten und Kuren, zum Abnehmen und Entschlacken ihres Körpers. Denn die Passionszeit heißt doch auch Fastenzeit, Fasten häufig verstanden eben als Diät.
Aber das ist für Christen bloß die äußere Schale, eigentlich am wenigsten wichtig. Den Bauchumfang zu verringern bildet bloß den Start. Wichtiger ist es, erstmal ganz allgemein, Ostern anzupeilen und sich mit Kopf und Herz auf die Auferstehung einzustimmen. In seinen letzten Lebenstagen Jesu macht selbst eine Radikalkur: Keine freundlichen Worte mehr. Keine Wunderheilungen. Keine Hochzeitsfeiern mit Wasser zu Wein. Stattdessen: Wahre Worte, viel Kritik an Missständen und an verlogenen Heuchlern.
Wer so ehrlich auftritt, der kriegt sicher Ärger mit den Mächtigen, die sich eingerichtet hatten in einer Gesellschaft, wo es sicher nicht allen Menschen gut ging, aber diesen wenigen Mächtigen eben schon. Jesus klagt das an. Seine Botschaft wird deutlicher, radikaler. Er wird bei seinem Gottvertrauen bleiben. Beiwerk verblasst.
Diesem Beispiel kann jeder und jede folgen: Welches Beiwerk schleppe ich mit mir rum? Wie steht es mit meinem eigenen Glauben?
Meinen Glauben schenkt mir Gott. Aber bin ich bereit dazu das anzunehmen? Mein Glaube muss wachsen, egal, wie alt ich bin. Habe ich dazu die Geduld und das Durchhaltevermögen? Die Zeit der Diät vor Ostern meint eine Diät im eigenen Denken: Was brauche ich und was lasse ich? Wem sage ich zu, wem sage ich (endlich) ab? Platz schaffen im Leben, Beiwerk wegräumen. Ab jetzt – bis Ostern. Um am Ostermorgen aufgeräumt und bereit zum Ostergottesdienst gehen: „Gott, ich bin bereit, komm zu mir.“
Florian Herterich ist Pastor in Zasenbeck-Radenbeck
Die Andacht erschient am 29. Februar 2020 im Isenhagener Kreisblatt.