Andacht zum Sonntag

05. April 2020

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3, 16)

Mit dem heutigen Palmsonntag treten wir in den letzten Abschnitt der Passionszeit ein. Jesus ist in Jerusalem angekommen und sein Tod am Kreuz unausweichlich. Traditionell bezeichnen wir das als Kar-Woche. Andere Traditionen nennen diese Zeit auch Heilige Woche.

Diese Woche ist eine hochgradig turbulente Woche und ein Wechselbad der Emotionen. Über der Gemeinschaft schwebt die Trauer und die Unbegreiflichkeit über das bevorstehende Sterben. Mit Begeisterung wird Jesu beim Einzug in Jerusalem von einer großen Menge empfangen und in die Stadt geleitet. Palmarum. Die Stimmung schlägt bald in ihr Gegenteil um. Noch einmal feiert Jesus mit den Seinen ein Fest. Es gibt gutes Essen und noch einmal wird Gemeinschaft erlebt. Und jetzt weiß jeder, unter ihnen gibt es einen Verräter. Gründonnerstag. An Karfreitag geschieht, was keiner der Jünger begreifen wollte, die große Hoffnung, der Aufbruch zerrinnt am Kreuz. Jesus ist tot!
Was die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen und was wir ihnen voraus haben: Auf Karfreitag folgt Ostern!

Wenn ich an Karfreitag und Ostern denke, dann meine ich in einer ähnlichen Gemengelage wie die Jünger zu sein. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle und Emotionen. Die Kirchen werden leer bleiben. Keine Abendmahlsgemeinschaft am Gründonnerstag, keine gemeinsame Trauer an Karfreitag, keine geteilte Osterfreude am Ostermorgen. Für mich ist die Vorstellung, die beiden höchsten kirchlichen Feiertag ohne Kirche und Gottesdienst zu begehen schwer auszuhalten.

Auf der anderen Seite ist zwischen all dem Schweren viel Freude zu verspüren. An vielen Stellen gibt es kreative und produktive Ideen, mit der Anordnung der sozialen Distanzierung umzugehen. Verantwortung wird für Andere übernommen und Aufmerksamkeit rückt in den Focus. Das altmodische Wort „Nächstenliebe“ wird wieder deutlicher. Kirchenglocken läuten abends. Es wird von der Terrasse gesungen. Regenbögen leuchten in den Fenstern. Das Wort vom Tod und der Auferstehung findet neue Wege, um in die Haushalte zu kommen. Mal ganz analog, immer mehr digital.

Die Jünger hatten noch keine Ahnung, dass Ostern kommt. Wir schon!
Bleiben Sie gesund und behütet.

Olaf Klein ist Pastor in Wittingen-Ohrdorf

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Foto: Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen / F. Josuweit
Pastor Olaf Klein