Erst wurden sie belächelt und als unwirksam abgetan – und nun sind sie in Wolfsburg doch seit einer Woche Pflicht: die Atem-Masken. Die Gefahr, sich oder andere anzustecken, ist einfach zu groß. Die Ahnung wächst, da so schnell nicht wieder herauszukommen. Existenzängste machen sich breit. Ach, wenn es nur so etwas wie ansteckende Gesundheit gäbe!
Ein chinesischer Freund sagte mir diese Tage, dass sich in seiner Sprache das Wort für Krise aus zwei Schriftzeichen zusammensetzt. Das eine bedeutet "Gefahr" und das andere "Chance".
Die Gefahr ist offensichtlich. Und die vielen Corona-Sondersendungen und Berichterstattungen zeigen da auch Wirkung. Aus der Psychologie wissen wir: Was ich ansehe, gewinnt Macht über mich. Nun, niemand soll vor der Wahrheit die Augen verschließen. Aber es macht auch etwas mit uns, wenn wir ständig nur ins Dunkle starren.
Und worin liegt die Chance? Vielleicht wiederzuentdecken, was Leben wesentlich macht, was es trägt. In Psalm 16 teilt König David eine erstaunliche Erfahrung: „Ich habe den HERRN allezeit vor Augen. Er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz.“
Eine ansteckende Zuversicht spricht auch aus den Worten, die Dietrich Bonhoeffer an seine Mutter schrieb - wenige Monate vor seiner Hinrichtung durch die Nazis: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Rainer Keupp ist Theologe und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Wolfsburg
Das könnte auch uns zu Hoffnung und neuem Mut anstecken.
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